20.5.1963
die Form, am Mittag riecht die Baustelle nach Bratflundern
und am Abend nach Räucherfisch, und das Geld reicht nicht,
und die Stadt wird müde der Anstrengung, die Stadtväter sa-
gen, zwei Säulen sind genug, Cäsar und Alexander sind nicht
vergessen in Greifswald, doch der schwere Giebel, der Sar-
kophag aus Quadersteinen, das Hünengrab, das nichts ent-
hält als die umschlossene Leere oder die Sage vom grossen
Ahn, drückt zu den Seiten des Tores schwer auf die wahren
Lastträger, die gedrungegen grauen Sockel aus gemeinem Mör-
tel. Die Säulen prangen protzig in der Mitte, sind stolz
und hehr und hindern den Weg; doch noch kam es zu keinen
ernsteren Karambolagen. Die Ackerwagen fahren ein und aus,
die Gutsherrenkutschen im Trab, die junkerlichen Jagdgefähr-
te im Galopp, die Doppelflinte blinkt, das Dachshaar sträubt
sich auf Gesslers Hut, die Rollfuhrwerke zum Hafen, die
Fracht zu den Kaufleuten, der geduldige Tritt der müden
schweren Pferde, Karren der Fischweiber, das erste Automo-
bil, das zweite Automobil, das Dutzend ist voll, das gläm-
zende geneidete Automobil des Professors Friedländer, der
Bürgerschützenzug zur Bürgerschützenwiese, ich trage das
Geweht des Schützenkönigs, ich marschiere mit seinem grossen
Gewehr hinter dem dicken Schützenkönig her, seine Beine sind
kurz, seine Arme sind kurz, sein Nacken, sein Rücken, sein
Gesäss sind schwer, ich bin stolz, dass ich hinter ihm gehe
und sein Gewehr trage, ich kann es kaum halten, der Schüt-
zenkönig ist unser Hauswirt, meine Mutter schuldet ihm
Geld, sie fürchtet sich vor ihm auf der Treppe, der Schüt-
zenkönig hat ein Schuhgeschäft, er verkauft Holzpantinen
die Form, am Mittag riecht die Baustelle nach Bratflundern
und am Abend nach Räucherfisch, und das Geld reicht nicht,
und die Stadt wird müde der Anstrengung, die Stadtväter sa-
gen, zwei Säulen sind genug, Cäsar und Alexander sind nicht
vergessen in Greifswald, doch der schwere Giebel, der Sar-
kophag aus Quadersteinen, das Hünengrab, das nichts ent-
hält als die umschlossene Leere oder die Sage vom grossen
Ahn, drückt zu den Seiten des Tores schwer auf die wahren
Lastträger, die gedrungegen grauen Sockel aus gemeinem Mör-
tel. Die Säulen prangen protzig in der Mitte, sind stolz
und hehr und hindern den Weg; doch noch kam es zu keinen
ernsteren Karambolagen. Die Ackerwagen fahren ein und aus,
die Gutsherrenkutschen im Trab, die junkerlichen Jagdgefähr-
te im Galopp, die Doppelflinte blinkt, das Dachshaar sträubt
sich auf Gesslers Hut, die Rollfuhrwerke zum Hafen, die
Fracht zu den Kaufleuten, der geduldige Tritt der müden
schweren Pferde, Karren der Fischweiber, das erste Automo-
bil, das zweite Automobil, das Dutzend ist voll, das gläm-
zende geneidete Automobil des Professors Friedländer, der
Bürgerschützenzug zur Bürgerschützenwiese, ich trage das
Geweht des Schützenkönigs, ich marschiere mit seinem grossen
Gewehr hinter dem dicken Schützenkönig her, seine Beine sind
kurz, seine Arme sind kurz, sein Nacken, sein Rücken, sein
Gesäss sind schwer, ich bin stolz, dass ich hinter ihm gehe
und sein Gewehr trage, ich kann es kaum halten, der Schüt-
zenkönig ist unser Hauswirt, meine Mutter schuldet ihm
Geld, sie fürchtet sich vor ihm auf der Treppe, der Schüt-
zenkönig hat ein Schuhgeschäft, er verkauft Holzpantinen
