mich an den sichtbarsten Punkt des Wandelganges, wo meine schäbi-
ge Erscheinung von drei Spiegelwänden multipliziert wurde, wie
ein nicht zu übersehendes Denkmal hin. Dieser Standort erlaubte
mir, die Theaterbesucher zu beobachten, sie zu irritieren und zu
verachten. Da kamen die Geschäftsleute, die den Schauspielern
Fresskörbe schickten, weil dies mode geworden war und sie sich
als Mäzene der Kunst fühlten, nach fettem Abendbrot im Ausgeh-
staat, und ihre Damen versuchten durch Schmuck und Kleiderpracht
die Frauen der Professoren u in der Gunst der öffentlichen An-
sehens zu schlagen, ein Kampf, der nicht gewonnen wurde, denn
die Angegriffenen der akamemischen Gesellschaft hatten sich in
taubengraue Schlichtheit gehüllt, in Tarnanzüge -kleider, die
ihre Mittelosigkeit in bare Vornehmheit verwandelten. Ich musterte
sie, aber ich hoffte, das Fräulein von Leessiw zu sehen. Dem Fräu-
lein von Lessiw galt meine Herausforderung, die ich mit Herz-
klopfen aufrecht hielt. Da sie noch nicht kam, vielleicht über-
haupt nicht kommen würde, amüsierte ich mich über die beiden
Theaterkritiker der Stadt, über den Oberlehrer, der für die
Deutschnationale Zeitung arbeitete, und nicht weniger über den
einfachen Lehrer, der für das Sozialdemokratische Blatt die Kri-
tiken schrieb. Beide kamen sie mit ihren Gemahlinnen gegangen,
unter deren Gewalt sie standne, beide schritten sie wie Klassiker-
büsten, die ins Wandeln geraten waren, die Gesichter in stren-
ge Falten aus vergeistigtem Gips gelegt. Sie waren beide beacht-
liche Dummköpfe und hatten den gleichen Geschmack, verehrten auch
beide die Salondame, Fräulein Damata, waren aufeinander eifer-
süchtig und hatten ihretwegen Zuhause die Hölle, und da sie
meinten, nach berühmten berliner Vorbildern es sich schuldig zu
sein, gegeneinander polemisieren zu müssen, produzierten sie
ge Erscheinung von drei Spiegelwänden multipliziert wurde, wie
ein nicht zu übersehendes Denkmal hin. Dieser Standort erlaubte
mir, die Theaterbesucher zu beobachten, sie zu irritieren und zu
verachten. Da kamen die Geschäftsleute, die den Schauspielern
Fresskörbe schickten, weil dies mode geworden war und sie sich
als Mäzene der Kunst fühlten, nach fettem Abendbrot im Ausgeh-
staat, und ihre Damen versuchten durch Schmuck und Kleiderpracht
die Frauen der Professoren u in der Gunst der öffentlichen An-
sehens zu schlagen, ein Kampf, der nicht gewonnen wurde, denn
die Angegriffenen der akamemischen Gesellschaft hatten sich in
taubengraue Schlichtheit gehüllt, in Tarnanzüge -kleider, die
ihre Mittelosigkeit in bare Vornehmheit verwandelten. Ich musterte
sie, aber ich hoffte, das Fräulein von Leessiw zu sehen. Dem Fräu-
lein von Lessiw galt meine Herausforderung, die ich mit Herz-
klopfen aufrecht hielt. Da sie noch nicht kam, vielleicht über-
haupt nicht kommen würde, amüsierte ich mich über die beiden
Theaterkritiker der Stadt, über den Oberlehrer, der für die
Deutschnationale Zeitung arbeitete, und nicht weniger über den
einfachen Lehrer, der für das Sozialdemokratische Blatt die Kri-
tiken schrieb. Beide kamen sie mit ihren Gemahlinnen gegangen,
unter deren Gewalt sie standne, beide schritten sie wie Klassiker-
büsten, die ins Wandeln geraten waren, die Gesichter in stren-
ge Falten aus vergeistigtem Gips gelegt. Sie waren beide beacht-
liche Dummköpfe und hatten den gleichen Geschmack, verehrten auch
beide die Salondame, Fräulein Damata, waren aufeinander eifer-
süchtig und hatten ihretwegen Zuhause die Hölle, und da sie
meinten, nach berühmten berliner Vorbildern es sich schuldig zu
sein, gegeneinander polemisieren zu müssen, produzierten sie