21.5.1963
gebunden, ferkelschwänzig, mehlpuderbestäubt, oder er isst
schon mit dem Schlapphut, das Silberhaar schön gepflegt, glänzend in langen Locken,
auf dem Weg zur Paulskirche, seiner Vollendung nahe, dann
eine Spottfigur der fliegenden Blätter, Herr oder nicht mal mehr Herr eines ver-
gessenen Regenschirmes, doch und im Schrank hängen schon der
Sedanfrack, die Reserveleutnantsuniform und all die Lakaien-
röcke seines erbärmlichen Untergangs, die Decke des Zimmers
drückt, das Fensterist klein, vor den Scheiben das Idyll
der Laube, Jasmin und Weinblatt, der Tag bleibt dunkel,
bei Sonne im Schatten des Turmes von St. Nicolai, bei Nebel
im Schatten der See, im Schatten der ganzen Welt, im Schatten des unendlichen unerkennbaren Him-
els, Homer schaut dem Professor zu, sein blindes Haupt
auf das Pult gesetzt, oder ist es Perikles, der glückli [unleserlich] Staatsm [unleserlich] und die schwächliche alte Hand klam-
mert sich doch so energisch an den Deckel, während die andere zitternd
begeistert die Säule zeichnet, mit dem Zirkel misst, mit dem Winkel-
mass rechnet, nach einer alten Vorlage, dem zerstörten
Tempel von Athen oder einem geborstenen Bogen von Phorum
Forum, lateinische Schrift, Schimmel droht, auf der Wiese
hinter der Laube hängen sie die Wäsche auf, Gattin, Tochter,
Magd, vom Pflaumenbaum zum Apfelbaum, Hemden mit Spitzen,
Hemden mit ausschweifenden Kragen, Jakobinerjabots Schillerhemden, Körner-
hemden, Fichtehemden, Jungdeutsch= landbinden, gestärkte Vatermörder, messerscharfe blitzende Regierungs= eckenkragen, verdächtege
forsche Sport- und Jägerhemden Wandervogelkluft für das berühmte College Kolleg über
die deutschen Kaiser als Vollstrecker des göttlichen Willens
und der römischen Reichsidee, warme Unterhosen für die Aus-
flüge ins Moor, den Fundstätten unser germanisch-wendischen
Knochen, die haushälterisch gepflegten Lakeb, die mütterlich
gestopften Bezüge zur nächtlichen Schlaferquickung, er
gebunden, ferkelschwänzig, mehlpuderbestäubt, oder er isst
schon mit dem Schlapphut, das Silberhaar schön gepflegt, glänzend in langen Locken,
auf dem Weg zur Paulskirche, seiner Vollendung nahe, dann
eine Spottfigur der fliegenden Blätter, Herr oder nicht mal mehr Herr eines ver-
gessenen Regenschirmes, doch und im Schrank hängen schon der
Sedanfrack, die Reserveleutnantsuniform und all die Lakaien-
röcke seines erbärmlichen Untergangs, die Decke des Zimmers
drückt, das Fensterist klein, vor den Scheiben das Idyll
der Laube, Jasmin und Weinblatt, der Tag bleibt dunkel,
bei Sonne im Schatten des Turmes von St. Nicolai, bei Nebel
im Schatten der See, im Schatten der ganzen Welt, im Schatten des unendlichen unerkennbaren Him-
els, Homer schaut dem Professor zu, sein blindes Haupt
auf das Pult gesetzt, oder ist es Perikles, der glückli [unleserlich] Staatsm [unleserlich] und die schwächliche alte Hand klam-
mert sich doch so energisch an den Deckel, während die andere zitternd
begeistert die Säule zeichnet, mit dem Zirkel misst, mit dem Winkel-
mass rechnet, nach einer alten Vorlage, dem zerstörten
Tempel von Athen oder einem geborstenen Bogen von Phorum
Forum, lateinische Schrift, Schimmel droht, auf der Wiese
hinter der Laube hängen sie die Wäsche auf, Gattin, Tochter,
Magd, vom Pflaumenbaum zum Apfelbaum, Hemden mit Spitzen,
Hemden mit ausschweifenden Kragen, Jakobinerjabots Schillerhemden, Körner-
hemden, Fichtehemden, Jungdeutsch= landbinden, gestärkte Vatermörder, messerscharfe blitzende Regierungs= eckenkragen, verdächtege
forsche Sport- und Jägerhemden Wandervogelkluft für das berühmte College Kolleg über
die deutschen Kaiser als Vollstrecker des göttlichen Willens
und der römischen Reichsidee, warme Unterhosen für die Aus-
flüge ins Moor, den Fundstätten unser germanisch-wendischen
Knochen, die haushälterisch gepflegten Lakeb, die mütterlich
gestopften Bezüge zur nächtlichen Schlaferquickung, er
