Unsere Kleider waren vom Regen durchweicht, und unter dem Hemd
brannte die Haut in Schweiß gebadet. Die Pflanzen dampften.
Die Wolken lagen auf den Bäumen. Der Friedhofsgärtner schritt
voran und führte uns in die Gruft, in eines seiner Häuser auf
seinem grossen schönen Friedhof. Die Häuser des Friedhofgärtners
hatten hellenische Säulen vor ihrem Eingang, die den spitzen
Giebel vor dem Dach trugen; doch es waren sehr niedrige, es waren
recht kleine Häuser, in denen die Toten wohnten. Es waren die
wohlhabenden Toten, die Toten, die zu den Reichen gehört hatten, die
nicht in die gemeine Erde gelegt wurden, nicht in den Keller,
nicht in das feuchte modrige Loch, nicht unter die Wurzeln, nicht
zu den Würmern, den emsigen, fleißigen saugenden schmatzenden Würmern. Die
Toten kamen aus den alten Vampirgeschlechtern, dem mächtigen
Kreis der patrizischen Mumien, die schon immer ein stilles
Heim für ihre verstorbenen Glieder unterhalten hatten, exklusiv,
und in Futcht und Hoffnung. Das Haus, in das wir eintraten, war
leer, kein Mensch lag aufgebahrt, kein Leichnam hielt Tafel.
Vielleicht war die Familie, die unter diesem Dach getrauert
oder triumphiert hatte, ausgestorben oder war verarmt oder
verfemt oder hatte den Halt verloren, den Glauben, den Dünkel
oder war einfach lieblos geworden, gleichgültig gegen die Ahnen,
und wo der Tote geblieben war, der hier geruht hatte, wußte man
nicht, schwieg selbst der Friedhofsgärtner oder wollte es nicht
wissen, vielleicht hatten sie bei Nacht des Toten Knochen hinaus-
geworfen auf den Friedhofsmüll, er war exmittiert worden,
weil plötzlich der Scheck nicht gedeckt, die Miete nicht
gezahlt war. Es waren aber Stühle zurückgeblieben, Sessel für
die Weinenden, Throne für die lustigen Erben, vergoldete Sitze,
aber das Gold war abgeblättert, man sah das wurmstichige bröckeln
Holz wie aus verdorbenem madigen Mehl und darüber den Plüsch,
der einmal königsrot gewesen war, purpurn, und nun in schmutzigen
brannte die Haut in Schweiß gebadet. Die Pflanzen dampften.
Die Wolken lagen auf den Bäumen. Der Friedhofsgärtner schritt
voran und führte uns in die Gruft, in eines seiner Häuser auf
seinem grossen schönen Friedhof. Die Häuser des Friedhofgärtners
hatten hellenische Säulen vor ihrem Eingang, die den spitzen
Giebel vor dem Dach trugen; doch es waren sehr niedrige, es waren
recht kleine Häuser, in denen die Toten wohnten. Es waren die
wohlhabenden Toten, die Toten, die zu den Reichen gehört hatten, die
nicht in die gemeine Erde gelegt wurden, nicht in den Keller,
nicht in das feuchte modrige Loch, nicht unter die Wurzeln, nicht
zu den Würmern, den emsigen, fleißigen saugenden schmatzenden Würmern. Die
Toten kamen aus den alten Vampirgeschlechtern, dem mächtigen
Kreis der patrizischen Mumien, die schon immer ein stilles
Heim für ihre verstorbenen Glieder unterhalten hatten, exklusiv,
und in Futcht und Hoffnung. Das Haus, in das wir eintraten, war
leer, kein Mensch lag aufgebahrt, kein Leichnam hielt Tafel.
Vielleicht war die Familie, die unter diesem Dach getrauert
oder triumphiert hatte, ausgestorben oder war verarmt oder
verfemt oder hatte den Halt verloren, den Glauben, den Dünkel
oder war einfach lieblos geworden, gleichgültig gegen die Ahnen,
und wo der Tote geblieben war, der hier geruht hatte, wußte man
nicht, schwieg selbst der Friedhofsgärtner oder wollte es nicht
wissen, vielleicht hatten sie bei Nacht des Toten Knochen hinaus-
geworfen auf den Friedhofsmüll, er war exmittiert worden,
weil plötzlich der Scheck nicht gedeckt, die Miete nicht
gezahlt war. Es waren aber Stühle zurückgeblieben, Sessel für
die Weinenden, Throne für die lustigen Erben, vergoldete Sitze,
aber das Gold war abgeblättert, man sah das wurmstichige bröckeln
Holz wie aus verdorbenem madigen Mehl und darüber den Plüsch,
der einmal königsrot gewesen war, purpurn, und nun in schmutzigen