MID355-M024-065

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MID355-M024
Absolute Datierung
-
Zuordnung
39 Notiz
Kopie
nein
Durchschlag
ja
Tante Marthe: er ist eine stadtbekannte Persönlichkeit, man hat sich
an ihn gewöhnt, er wird toleriert, er ist Amtsgerichtsrat, leitet das
Vormundschaftsgericht. Die Studenten haben ihn Tante Martha genannt,
und die Stadt hat den Namen übernommen. Er ist groß und hager, hat eine
sehr große vorspringende Nase. Er versucht, sich klein zu machen, geht
immer gebückt wie um sich zu verneigen, sich zu entschuldigen, zu
demütigen. Ein Lächeln aus echter Liebneswürdigkeit und furchtbarer
Verlegeneeit. Viele Verwundungen, die zu keiner Vernarbung geführt ha-
ben. Er trippelt mit schnellen Damenschritten über die Strasse. Die
rechte Hand als höbe sie einen Rock. Zuhause trägt er Damenkleidung.
Verschlossene Tür. Eine strenge fromme Haushälterin, keine sexuelle Be-
tätigung. Wäre in der Stadt unmöglich. In Berlin hat er Angst, schleicht
um die Lokale, traut sich nicht hinein. Er steht ganz auf Seiten der
allgemeinen Moral, findet seine Träume abscheulich, gibt den Leuten
recht die ihn verspotten. Einsamkeit, in der allmähliche Weisheit die
Bitterkeit mildert. Seine Stellung als Vormundschaftsrichter: der Knabe
rebelliert gegen das Sittengesetz, der Richter will das Gesetz durch-
setzen, ist aber gutmütig und irgendwie angesprochen, er schwankt zwi-
schen Freundlichkeit und Strenge. Der Knabe wieder sieht Tante Martha
als einen Außenseiter der Gesellschaft, und das gefällt ihm. Da alle
Tante Martha verspotten, spottet er nicht. Den Richter verwirrt das.
Es kam ?d?s