über den Volksschullehrer, der für das Sozialdemokratische
Blatt die Rezensionen schrieb. Beide kamen sie mit
ihren Gemahlinnen gegangen, unter deren Fuchtel sie
standen, die sie aber im Theater in seltsamer Verblendung
wie kostbare Beutestücke am Arm führten, beide schritten
sie wie die beliebten Klassikerbüsten, die ins Wandel
geraten waren, und über zu engen Schwalbenschwanzröcken
die Gesichter in strenge Falten aus vergeisterttigtem
Gipt gelegt hatten. Sie waren beide beachtliche Dumm-
köpfe und pflegten den gleichen Geschmack, verehrten
auch beide über alle Maßen die Salondame, Fräulein
Danata, waren aufeinander eifersüchtig und hatten
ihretwegen zu Hause die Hölle, doch da sie meinten,
nach berühmten Berliner Vorbildern es sich schuldig zu
sein, gegeneinander polemisieren zu müssen, produzierten
sie nach jeder Premiere die seltsamsten Hirngespinste,
denn da sie ja nicht wissen konnten, was der andere
sich diesmal ausdenken würde, führte sie ihre Be-
schränkung dazu, zur eigenen zu späten Überraschung
dieselbe Meinung drucken zu lassen, die nicht die ihre
war und die sie sich mühevoll zusammengebraut hatten,
um originellerer Ansicht als der tiefberachtete Gegner
zu sein. Nur im Lob Fräulein Danatas waren sie sich
herzlich einig und steigerten sich wechselseitig zu
den überschwenglichsten Hymnen, so daß die Theater-
gemeinde allmählich fürchtete, und nur wenige hofften
es sogar, daß ein Stern wie Fräulein Danata ihnen nach
Berlin verloren gehen könnte.
Blatt die Rezensionen schrieb. Beide kamen sie mit
ihren Gemahlinnen gegangen, unter deren Fuchtel sie
standen, die sie aber im Theater in seltsamer Verblendung
wie kostbare Beutestücke am Arm führten, beide schritten
sie wie die beliebten Klassikerbüsten, die ins Wandel
geraten waren, und über zu engen Schwalbenschwanzröcken
die Gesichter in strenge Falten aus vergeisterttigtem
Gipt gelegt hatten. Sie waren beide beachtliche Dumm-
köpfe und pflegten den gleichen Geschmack, verehrten
auch beide über alle Maßen die Salondame, Fräulein
Danata, waren aufeinander eifersüchtig und hatten
ihretwegen zu Hause die Hölle, doch da sie meinten,
nach berühmten Berliner Vorbildern es sich schuldig zu
sein, gegeneinander polemisieren zu müssen, produzierten
sie nach jeder Premiere die seltsamsten Hirngespinste,
denn da sie ja nicht wissen konnten, was der andere
sich diesmal ausdenken würde, führte sie ihre Be-
schränkung dazu, zur eigenen zu späten Überraschung
dieselbe Meinung drucken zu lassen, die nicht die ihre
war und die sie sich mühevoll zusammengebraut hatten,
um originellerer Ansicht als der tiefberachtete Gegner
zu sein. Nur im Lob Fräulein Danatas waren sie sich
herzlich einig und steigerten sich wechselseitig zu
den überschwenglichsten Hymnen, so daß die Theater-
gemeinde allmählich fürchtete, und nur wenige hofften
es sogar, daß ein Stern wie Fräulein Danata ihnen nach
Berlin verloren gehen könnte.