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benen Ackers, der im Herzen wurzelnde Zweifel, ob die Stadt sie
auch schützen würde und für immer. Wronkers Essig- und Mostrichfabrik
säuert die Gassen, säuert den Weg zum Grauen Kloster, zum Altenasyl,
zur Grauen Klosterschule der Bürgerkinder. Fräulein Wronker fährt
zweispännig über das Kopfsteinpflaster. Ein Doktor beider Rechte
geht über den Wall und denkt, Fräulein Wronker zu heiraten. Die Tochter
des Essigmischers wird Frau Rechtsanwalt, Frau Notar vielleicht gar
Frau Staatsanwalt oder Frau Amtsgerichtsrar. Sie wird ein Haus füh-
ren, eine dumme Ziege, die sich dem Lebensstil der anderen dummen
Ziegen, die schon Frau Amtsgerichtsrat sind, anpassen wird. Fräulein
Wronker wird sich sogar demütigen lassen, ihrer Herkunft wegen.
Maria beneidet Fräulein Wronker wegen ihres Gespanns und ihrer Aus-
sichten, aber sie haßt und verachtet sie zugleich und ganz echt und
denkt, mit der tausche ich nicht. Bei Susemihl riecht es nach Mari-
naden. Wein aus Frankreich in Fässern und in soliden Flaschen. Lager-
bier gärt. Aus Brüggemanns Warenhaus kommt der leimige Stärkegeruch
der Stoffe. In Bugenhagens Buchhandlung knistert Gelehrsamkeit aus
Papier wie ein Kamm den man durchs Haar führt. Trocken, manch mal
ein Funken. Alle Fenster beobachten Maria, Krätenaugen aus einem
trüben Wasser. Maria ist neunzehn Jahre alt une blüht. Bismarck zieht
sie wie eine von Borsigs neuen Lokomotiven vorwärts. Bismarck ist
groß, er ist kräftig, er beschützt sie, seine Muskeln spielen unter
dem kurzen Haar, sein Mund droht, sein Blick ist rreu. kennt alle
Farben der Landsmannschaften, der Burschenschaften, der Corps. Es
ist die große Welt die über die Lange Straße läuft, denn alle die
eine bunte Mütze tragen, ein Band über dir Brust haben und Schmisse
im Gesicht sind berufen, sie sind die Gesellschaft, die Stützen
von Thron und Altar, sie sind das Deutsche Reich, Nichts zählt außer
ihnen die hervorragen. Der junge Kommis bei Susemihl errötet wenn
Maria kommt, ein lächerlicher Mann, ein Heringsbändiger, auch wenn
er für sie den einen Salzfisch als ihrer und ihrer Mutter Mittag
benen Ackers, der im Herzen wurzelnde Zweifel, ob die Stadt sie
auch schützen würde und für immer. Wronkers Essig- und Mostrichfabrik
säuert die Gassen, säuert den Weg zum Grauen Kloster, zum Altenasyl,
zur Grauen Klosterschule der Bürgerkinder. Fräulein Wronker fährt
zweispännig über das Kopfsteinpflaster. Ein Doktor beider Rechte
geht über den Wall und denkt, Fräulein Wronker zu heiraten. Die Tochter
des Essigmischers wird Frau Rechtsanwalt, Frau Notar vielleicht gar
Frau Staatsanwalt oder Frau Amtsgerichtsrar. Sie wird ein Haus füh-
ren, eine dumme Ziege, die sich dem Lebensstil der anderen dummen
Ziegen, die schon Frau Amtsgerichtsrat sind, anpassen wird. Fräulein
Wronker wird sich sogar demütigen lassen, ihrer Herkunft wegen.
Maria beneidet Fräulein Wronker wegen ihres Gespanns und ihrer Aus-
sichten, aber sie haßt und verachtet sie zugleich und ganz echt und
denkt, mit der tausche ich nicht. Bei Susemihl riecht es nach Mari-
naden. Wein aus Frankreich in Fässern und in soliden Flaschen. Lager-
bier gärt. Aus Brüggemanns Warenhaus kommt der leimige Stärkegeruch
der Stoffe. In Bugenhagens Buchhandlung knistert Gelehrsamkeit aus
Papier wie ein Kamm den man durchs Haar führt. Trocken, manch mal
ein Funken. Alle Fenster beobachten Maria, Krätenaugen aus einem
trüben Wasser. Maria ist neunzehn Jahre alt une blüht. Bismarck zieht
sie wie eine von Borsigs neuen Lokomotiven vorwärts. Bismarck ist
groß, er ist kräftig, er beschützt sie, seine Muskeln spielen unter
dem kurzen Haar, sein Mund droht, sein Blick ist rreu. kennt alle
Farben der Landsmannschaften, der Burschenschaften, der Corps. Es
ist die große Welt die über die Lange Straße läuft, denn alle die
eine bunte Mütze tragen, ein Band über dir Brust haben und Schmisse
im Gesicht sind berufen, sie sind die Gesellschaft, die Stützen
von Thron und Altar, sie sind das Deutsche Reich, Nichts zählt außer
ihnen die hervorragen. Der junge Kommis bei Susemihl errötet wenn
Maria kommt, ein lächerlicher Mann, ein Heringsbändiger, auch wenn
er für sie den einen Salzfisch als ihrer und ihrer Mutter Mittag