vor allem mit dem Grüßen hatten sie's, das saß tief in ih-
nen, des ttolzen Reiches Wehr und Glanz, selbst Verdun und
der Sieg schienen daran zu hängen, daß keiner, der eine
Schnur, einen Knopf, ein Schulterstück sein eigen nannte,
beim Grüßen übersehen wurde. Das Lazaretthemd aus blau-
weißgestreiftem Barchent fiel mir wie ein Sack, mit dem ich
gefesselt war, über die Füße. Ich war zwölf Jahre alt. Ich
war kahlgeschoren. in der beschlagenen Fensterscheibe
sah ich mir als kahlgeschorener kindlicher Sträfling ent-
gegen. Ich war Zögling der vierten Kompanie der Militäri-
schen Knabenerziehungsanstalt. Ich war Deutschlands Zukunft.
Die eisernen Betten standen hinter mir vor der verputzten
Wand wie ein ausgerichtetes militärisches Glied. Die Betten waren Staats-
betten, sie waren vorschriftsmäßig gebaut, sie waren dckig
kantig platt hart. Nur das Bett, in dem ich gelegen httte,
war zerwühlt und fiel auf. Das holzharte Kissen, der rauhe
geflickte Woilach dunstete nach Fieber. Der Fußboden stank
nach Chlor und Tornisterfett. Es zog wie in einer Scheune.
Im Kanonenofen brannte kein Feuer. Das alnge Rohr streckte
kalt und nutzlos zur hohen Decke. Ich war allein. Sie waren
alle abgereist, die bellenden Höllenhunde, die keleinen
diensteifrigen Teufel, die quälenden Riesen. Ihnen war
Nebukadnezars Schrift erschienen, sie hatten sich aus dem
Staube gemacht. Ich hatte gesiegt. An der rauhverputzten
Wand hing das Bild des Kaisers, hingen Hindenburg und Luden-
dorff. Der Kaiser ujd seine Feldherren beugten sich über die
Generalstabskarte. Sie hatten Großes mit mir vor. Die pur-
purroten Aufschläge ihrer Waffenröcke hatten das Fieber mei-
ner Grippe entfacht. Der Heldentod war ein glühender Moloch
mit drei helmbewehrten Köpfen. Aspirin hatte der stramme
nen, des ttolzen Reiches Wehr und Glanz, selbst Verdun und
der Sieg schienen daran zu hängen, daß keiner, der eine
Schnur, einen Knopf, ein Schulterstück sein eigen nannte,
beim Grüßen übersehen wurde. Das Lazaretthemd aus blau-
weißgestreiftem Barchent fiel mir wie ein Sack, mit dem ich
gefesselt war, über die Füße. Ich war zwölf Jahre alt. Ich
war kahlgeschoren. in der beschlagenen Fensterscheibe
sah ich mir als kahlgeschorener kindlicher Sträfling ent-
gegen. Ich war Zögling der vierten Kompanie der Militäri-
schen Knabenerziehungsanstalt. Ich war Deutschlands Zukunft.
Die eisernen Betten standen hinter mir vor der verputzten
Wand wie ein ausgerichtetes militärisches Glied. Die Betten waren Staats-
betten, sie waren vorschriftsmäßig gebaut, sie waren dckig
kantig platt hart. Nur das Bett, in dem ich gelegen httte,
war zerwühlt und fiel auf. Das holzharte Kissen, der rauhe
geflickte Woilach dunstete nach Fieber. Der Fußboden stank
nach Chlor und Tornisterfett. Es zog wie in einer Scheune.
Im Kanonenofen brannte kein Feuer. Das alnge Rohr streckte
kalt und nutzlos zur hohen Decke. Ich war allein. Sie waren
alle abgereist, die bellenden Höllenhunde, die keleinen
diensteifrigen Teufel, die quälenden Riesen. Ihnen war
Nebukadnezars Schrift erschienen, sie hatten sich aus dem
Staube gemacht. Ich hatte gesiegt. An der rauhverputzten
Wand hing das Bild des Kaisers, hingen Hindenburg und Luden-
dorff. Der Kaiser ujd seine Feldherren beugten sich über die
Generalstabskarte. Sie hatten Großes mit mir vor. Die pur-
purroten Aufschläge ihrer Waffenröcke hatten das Fieber mei-
ner Grippe entfacht. Der Heldentod war ein glühender Moloch
mit drei helmbewehrten Köpfen. Aspirin hatte der stramme
