18.3.1963
Der Park von Putbus und im Hintergrund das Schloss des
Fürsten von Putbus, und das Schloss sieht genau wie das
Schloss des Fürsten von Putbus auf der Ansichtspost-
karte aus, die sie an Eingang des Parkes verkaufen:
für zehn Pfennig eine schwarzweisse, nein eine graue
Natur, für zwanzig Pfennig das weisse Schloss unter
azurblauen Himmel auf einem stechend grünem Rasen. Das
Schloss ist klein, es ist weiss hell angestrichen, es ist
ein sehr kleines weiss angestrichenes Schloss, doch
für die Insel Rügen, ja für ganz Pommern ist es Ver-
sailles oder Sansuoussi oder sonst so etwas. Auf dem
schwarzen SchiefertafelDach des Schlosses weht das alte Banner des
Fürsten; der Schullehrer des Ortes Putbus sagt dann,
die Standarte seiner Hoheit ist gesetzt; die Kurgäste
sagen, der Fürst ist Zuhause. Was denken sich die Kur-
gäste dabei? Der Fürst speist von goldenen Tellern,
seine FürstenKrone ziert das damastene Tischtuch, drückt die preussisch blauen Schüsseln, hebt das
schwere SilberBesteck, der Fürst regiert, aber wen? regiert er der Fürst schläft
er liebt eine Geliebte, Mätresse la maîtresse die Herrin die Gebieterin die Frau vom Hause die Wirtin die Lehrerin die Meisterin die Geliebte die Mätresse im Wörter=buch stehts, in der Schlossbiblio=thek er umarmt die Fürstin, er
zeugt den nächsten Fürsten von Putbus, wenn es einen nächsten Fürsten geben wird, einen blonden oder auch einen schwarzen, vielleicht einen Neger vom Kongo oder aus Harlem in Amerika oder aus Nischni aber manche
der Einheimischen sagen auch, nns Först is dod. Der
Park ist nach englischer Weise angelegt, der Fürst
oder die Fürstin oder ihre Ahnen oder der Architekt,
den sie bezahlten oder nicht bezahlten oder sonst irgendwer,
der ihr Ohr erreichte, ein Einflüsterer, vielleicht ein echter Engländer,
der homosexuell war und die seine Erinnerung an den Hydepark
verdrängte, wo an ein Milchmädchen milchigen Teints
Der Park von Putbus und im Hintergrund das Schloss des
Fürsten von Putbus, und das Schloss sieht genau wie das
Schloss des Fürsten von Putbus auf der Ansichtspost-
karte aus, die sie an Eingang des Parkes verkaufen:
für zehn Pfennig eine schwarzweisse, nein eine graue
Natur, für zwanzig Pfennig das weisse Schloss unter
azurblauen Himmel auf einem stechend grünem Rasen. Das
Schloss ist klein, es ist weiss hell angestrichen, es ist
ein sehr kleines weiss angestrichenes Schloss, doch
für die Insel Rügen, ja für ganz Pommern ist es Ver-
sailles oder Sansuoussi oder sonst so etwas. Auf dem
schwarzen SchiefertafelDach des Schlosses weht das alte Banner des
Fürsten; der Schullehrer des Ortes Putbus sagt dann,
die Standarte seiner Hoheit ist gesetzt; die Kurgäste
sagen, der Fürst ist Zuhause. Was denken sich die Kur-
gäste dabei? Der Fürst speist von goldenen Tellern,
seine FürstenKrone ziert das damastene Tischtuch, drückt die preussisch blauen Schüsseln, hebt das
schwere SilberBesteck, der Fürst regiert, aber wen? regiert er der Fürst schläft
er liebt eine Geliebte, Mätresse la maîtresse die Herrin die Gebieterin die Frau vom Hause die Wirtin die Lehrerin die Meisterin die Geliebte die Mätresse im Wörter=buch stehts, in der Schlossbiblio=thek er umarmt die Fürstin, er
zeugt den nächsten Fürsten von Putbus, wenn es einen nächsten Fürsten geben wird, einen blonden oder auch einen schwarzen, vielleicht einen Neger vom Kongo oder aus Harlem in Amerika oder aus Nischni aber manche
der Einheimischen sagen auch, nns Först is dod. Der
Park ist nach englischer Weise angelegt, der Fürst
oder die Fürstin oder ihre Ahnen oder der Architekt,
den sie bezahlten oder nicht bezahlten oder sonst irgendwer,
der ihr Ohr erreichte, ein Einflüsterer, vielleicht ein echter Engländer,
der homosexuell war und die seine Erinnerung an den Hydepark
verdrängte, wo an ein Milchmädchen milchigen Teints
