Satzvorlage Seite 017

Satzvorlage für "Jugend" aus dem Siegfried Unseld Archiv (SUA) im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Archivmappe
Satzvorlage
Absolute Datierung
-
Zuordnung
8
Kopie
nein
Durchschlag
nein
17
Unsere Kleider waren vom Regen nass. Das Gewitter war gewandert und
grollte neu. Wir schwitzten unter unsern durchgeweichten Hüllen.
Das Wasser dampfte über den Pflanzen in der schweren feuchten Luft. Die Bäume
weinten.
Unsere Kleider waren vom Regen durchweicht, und wir
schwitzten unter der nassen Hülle.. Das Wasser dampfte
durchweichten
über den Pflanzen. Die Wolken hingen auf den Bäumen.
Der Freidhofsgärtner führte uns in die Gruft, in eines
seiner schönen vornehmen Häuser auf dem großen schönen alten Friedhof.
Die Häuser des friedhofgärtners hatten Eingänge aus
griechischen Säulen, die den spitzen Gibel  Giebel vor
dem Dach trugen; doch es waren sehr niedrige, es waren
recht kleine Häuser, in denen die Toten wohnten. Es
waren die wohlhabenden Toten, die Toten, die zu den Rei-
chen gehört hatten und nicht in die gemeine Erde gelegt kamen,
wurden, nicht in den Keller verstoßen wurden, nicht in das
modrige Loch, das ordinäre Grab, nicht unter die Wurzeln, mussten nicht zu den
emsigen fleißigen schmatzenden Würmern. hinab. Die Toten in den
Totenhäusern entstarmten den alten Vampirgeschlechtern
der Stadt, dem mächtigen Kreis der patrizischen Mumien,
die schon immer ein würdiges Heim für ihre teuren Verstofbenen
unterhalten hatten, exclusiv und in Furcht und doch in
Hoffnung. Das Haus, in das wir eintraten, war unbewohnt,
kein Toter ruhte aufgebahrt, kein Leichnam hielt Tafel.