14.3.1963
Das Steinbecker Tor. Manche halten es für einen Triumph-
bogen. Aber für welchen Triumph? Brandenburgische oder
schwedische Siege? Kein Zwingtor, kein Schutz, kein
Feind stürmt heran, es wird kein Ausfall unternommen,
in der schmutzigroten, der vermoosten Stadtmauer eine
rostende Kugel aus Thillis Geschoss oder von Gustav
Adolf her. Der Pulverturm flog in die Luftm die Kirchen
blieben ein feste Burg des lutherischen Gottes, drei
Türme, der von Sankt Nicolai zieht den Blitz an, die
Türme von Sankt Marien und Sankt Jakobi sind weggeschos-
sen‚ Stümpfe, Sturmhauben, brütende Hennen über bür-
gerlichen Dächern. Was geht es mich an? Vor dem Tor ist
noch das Bollwerk, ist der kleine Fluss, ist der Hafen.
Die alten Salzspeicher spiegeln sich in dem trüben
Wasser. Eitle Greisinnen, die die Runzeln nicht sehen.
Jenseits des Flusses das platte Land. Meine Mutter fürch-
tete die Schlangen. Wir gingen durch das Rosental, die
bei Sturmfluten vom Meer überspülte Flur auf brakigem
Grund, wir gingen zwei Stunden und mehr, oder wir gin-
gen und vergassen die Zeit, oder die Zeit stand still,
meine Mutter wünschte, sie drehe sich zurück, und ich
dachte der Zukunft, die alles weit hinter mich lassen
würde, die Stadt, das Rosental, den Weg, die Zeit,
seöbst das Gut, Ephraiemshagen, das wir suchen gingen
und betrachten wollten, obwohl es garnicht versteckt
oder sonst schwer zu finden oder überhaupt sehenswert
war. Manchmal malte ich mir aus, was Gott sich wohl
Das Steinbecker Tor. Manche halten es für einen Triumph-
bogen. Aber für welchen Triumph? Brandenburgische oder
schwedische Siege? Kein Zwingtor, kein Schutz, kein
Feind stürmt heran, es wird kein Ausfall unternommen,
in der schmutzigroten, der vermoosten Stadtmauer eine
rostende Kugel aus Thillis Geschoss oder von Gustav
Adolf her. Der Pulverturm flog in die Luftm die Kirchen
blieben ein feste Burg des lutherischen Gottes, drei
Türme, der von Sankt Nicolai zieht den Blitz an, die
Türme von Sankt Marien und Sankt Jakobi sind weggeschos-
sen‚ Stümpfe, Sturmhauben, brütende Hennen über bür-
gerlichen Dächern. Was geht es mich an? Vor dem Tor ist
noch das Bollwerk, ist der kleine Fluss, ist der Hafen.
Die alten Salzspeicher spiegeln sich in dem trüben
Wasser. Eitle Greisinnen, die die Runzeln nicht sehen.
Jenseits des Flusses das platte Land. Meine Mutter fürch-
tete die Schlangen. Wir gingen durch das Rosental, die
bei Sturmfluten vom Meer überspülte Flur auf brakigem
Grund, wir gingen zwei Stunden und mehr, oder wir gin-
gen und vergassen die Zeit, oder die Zeit stand still,
meine Mutter wünschte, sie drehe sich zurück, und ich
dachte der Zukunft, die alles weit hinter mich lassen
würde, die Stadt, das Rosental, den Weg, die Zeit,
seöbst das Gut, Ephraiemshagen, das wir suchen gingen
und betrachten wollten, obwohl es garnicht versteckt
oder sonst schwer zu finden oder überhaupt sehenswert
war. Manchmal malte ich mir aus, was Gott sich wohl