Pommerland ist abgebrannt, noch nicht, noch lange nicht oder bald, Pommerland bereitet sich gründlich auf das Feuer vor, die Lunte wird gelegt, der Zündschwamm gehegt, Schwefel wird verstreut und Pech, das schwillt und fault und wächst, auch in dir brennt der Keim, du weißt es nicht, du merkst es nicht, du denkst nicht, wie solltest du, niemand merkt was, niemand denkt, selbst Professoren der Universität merken nichts und denken nicht, ebenso der Herr Landrat, der Graf Bär-Bärenhof, er sieht ein neues Morgenrot wo der Feuerschein sich erhebt, ebenso der Kommandant der Garnison, Herr Major v. Schulz, er fürchtet außer Gott nur seine Außerdienststellung und den langen langen Tag allein mit der Frau Majorin und ohne Glanz und Untergebenheit, und er fürchtet nicht, daß er avancieren wird und ein Oberst und ein Held sein wird und ein toter noch dazu und in einem Heldengrab und in <20>Erbfeindsland, es gibt keine Bäume und keine Maikäfer in der Hunnenstraße, Luftballons fliegen, wer fliegt nicht mit, wiesengrün strandweiß ackergrau das Land, unverteidigt die Küste, unruhig die See, der Nebel baut sich sein Reich, die Türme aus rotem Backstein sind gegen den offenen oder den verhangenen Himmel gesetzt, Kirchen wie brütende Hennen, Hünengräber im bestellten Feld, nie erschlagene Riesen, Kornblumen und Mohn, Buchweizen trotzt dem Gewitter, Buchweizengrütze schwappt mit der Milch über den Teller, Krähen am Tag, in der Nacht Eulen.
Wie arme kahle Kinderschädel ragen die Hunnenstraßensteine eng aneinander gestampft aus der Erde, naß oder trocken, warm oder kalt, ich spüre die Steine rund und hart unter den durchlaufenen Sohlen der Schuhe, durch die widerwärtigen kratzenden Wollstrümpfe, durch die zerrissenen Sommersocken, barfuß glatt und kühl, es ist eine rumpelige Straße, meiner Haut preßt sie sich ein, ich bin noch nicht abgehärtet, alles liegt vor mir.
Zum Hafen führt es abwärts, ich hoffe, ich fürchte, es geht in die Welt, fort von der Hunnenstraße, geradenwegs zu den Chinesen, die sind gelb und tragen lange schwarze Zöpfe, mein Kaiser straft sie, meinem Kaiser gehören die Schiffe im Hafen, der Sommerdampfer nach Wiek, der Sonntagsdampfer nach Rügen, die schweren Kähne mit den Kohlen, den Zuckerrüben, den Kartoffeln, dem Korn, die Herings- und die Flun<21>derboote mit ihren rostbraunen Segeln, der schnelle Aviso, ein Panther gegen die Heiden, die meergraue nebelgraue feindgraue sieggraue Torpedobootpatrouille, Regen kommt oft, Wasser stürzt aus den Traufen, Ströme rinnen zur See, Unrat schifft stolz hinab.
Die Wagenräder sind eisenbeschlagen; sie poltern wie die Lafetten der Kanonen, wie die Kugeln der alten Schweden die in die Stadtmauer drangen, rollen und grollen wie Donner, die Häuser der Hunnenstraße erbeben, machen sich klein, sind es gewohnt, kalkweißer Anstrich nun schmutzgrauer Fassaden, schmalbrüstige Fronten, steile Giebel, rotgepfannte Dächer, verrußte Schornsteine, beißender Torfrauch.
Neben den niedrigen Fenstern wuchten Läden aus festem Holz, Windfänge, schlagen bei Sturm gegen Mauern und Scheiben. Die Bewohner zurren das Holz fest, eine seemännische oder halbseemännische Bevölkerung, keilen die Läden ein wie Segel auf untergangsnahen Schiffen. Am Abend rammen sie die Türen zu, nageln sich fest, machen das Haus lukendicht, sitzen stolz und furchtsam im Besitz den sie sichern, Gesindel ist nachts unterwegs. Des Polizisten Säbel scheppert gegen die Steine, Funken sprühen, spitz blitzt der Helm, martialisch das treue Wächterauge, der Bart sträubt sich über dem törichten Mund, die Mode geht nach der Majestät oder den Tigern, die windroten, die lüttundlüttdunklen Backen wappen über den blauen Uniformkragen, der Leib ist ein freundlicher Hafersack. Dieser <22>Leib, dieser Hafersack! Das Seitengewehr wird aufgepflanzt, in der Kaserne auf dem Exerzierplatz lernt der Militäranwärter bajonettieren, ein Sack gilt für den Leib, ein rechter Mann kämpft am liebsten Mann gegen Mann für Kaiser und Vaterland. Manchmal träumt der Polizist, er ist der Sack. Sonst hat alles seine Ordnung. Die Gaslaterne, schwarzes Schmiedeeisen düsterer Rabe, wie ein Galgen an das Haus geschraubt. Die alte Straßenpumpe aus morschem Holz ist nicht gestohlen, der Spülstein nicht beschmutzt. Kein Unfug im Revier. Des Königs Bürger, des Kaisers Untertanen, des Schusters Kugel zugedeckt, der Tisch des Schneiders hosenbodenblank. In Schütters Grünkramkeller keimen die Kartoffeln, umschlingen mit bleichen Armen in dunkler Begierde die Wruken.
Unter der Stube des Herrn Bürgerschullehrers geisterts verdächtig, und verbissener klammert er sich an seine Vorstellung vom ernsten Leben, und auszurotten ist das sündige Kindsein am Rohrstock mit Stumpf und mit Stiel. Frau Kapitän verwitwet in dicken Federbetten wie unter hohen Wogen begraben. Wo mag der Kapitän geblieben sein? Ach, im Silberrahmen auf der Kommode gegen ein Schnörkelsäulchen gestützt, die Hand, die das Ruder führte, auf ein Häkeldeckchen gelegt, chinesische Taifune, gelbe feuerspeiende Drachen sind freundlich hinzuzudenken. Auch der Küster von Sankt Nikolai ist ein sehr ernster Mann, schwarzer Gehrock, schwarze Krawatte, schwarzer Seelenhirten<23>hut. Ist auch sein Taschentuch schwarz, winkt er schwarz gegen den Himmel? Antwortet dem schwarzen Mann sein schwarzer Himmel? Der Küster blickt zum hohen Turm hinauf. Von der See kommt das Wetter. Der Blitz des Herrgotts trifft jeden, der vermessen sein Haupt hebt.
Sankt Nikolai wirft seinen schweren lutherischen Schatten in die Hunnenstraße. Die Betrunkenen kommen erst später. Die Hunnenstraße heißt nicht nach den Hunnen, die Hunnen überfallen die Straße, nur nicht zu Pferd, sie ziehen triumphierend durch, sie sind die Sieger auch zu Fuß, so sind sie die Helden, es sind fröhliche Leute, sie lachen, sie singen, sie treten das grobe Pflaster, an besonderen Tagen mit Stulpenstiefeln und Sporen, sie blicken ernst und fürchterlich mit aufgezwirbelten Schnurrbärten, sie schlagen, streichen, wippen mit federnden Stöcken gegen die zerschundenen Gesimse, den greisen Mörtel, den gnomgesichtigen Verputz der Häuser, sie schauen suchend in die Fenster zur ebenen Erde, forschen zwischen den Betten, dem alten Hausaltar von Zeugung und Geburt und Tod, zwischen den Gestängen der Waschtische, den schilfumwundenen Wasserkannen, den vor- oder nachgehenden oder stillstehenden Uhren mit dem schlagenden oder kranken Perpendikel, den Köpfen toter Rehe, den Porträts hoher Herrschaften hinter Glas oder in Öl, dem angestoßenen Nippes auf den Nußbaumvertikos, den Zuckerwerktänzerinnen, die sich vor hohlen Mu<24>scheln, in denen das Meer summt, erregen, den schweren Ritterburgportieren, den getragenen den abgelegten den paraten Kleidungsstücken, den leeren oder den vollen Wiegen, die Hunnen begehren, sie fordern Beute, sie singen ein Lied o filia hospitales, Cherusker, Vandalen, Teutonen, Cimbern, grüne blaue rote gelbe Mützen und die schwarzen Masken der frischen Wundbinden nach dem blutigen Kampf, scharf schneiden die Klingen der Mensur, ein hohes Pfeifen in der Luft, erstarrt über den verpflasterten Gesichtern, Schmerz tränkt die Haut, tränkt meine Haut, dringt tief in mein Fleisch, reißt es, daß es klafft, die Wunde bloßliegt, wie Feuer brennt und wie Brennessel prickelt, der wehe Dunst der Desinfektion weht durch die Straße, es berauscht mich der helle jenseitige Geruch der alten Anatomie, ein Regenbogen geht vor mir auf grün rot blau gelb spektral, sein Scheitel steht über der Universität, verklärt das Denkmal des Gründers, versinkt in den Kneipen, ich sehe auf den schönen Regenbogen hinunter und blicke zu ihm auf, hoch aus der spitzen Mansarde, klein aus dem kotigen Rinnstein, und das Volk gibt es auch, meine Mutter sagt es, Fischweiber, die ihren Karren schieben, Hurnfisch, Hurnfisch, feuchte Hexen in schwarzen Umschlagtüchern, die dreifleckige Katze frißt die grünen Gräten, leckt sich das Maul, eine rosige Zunge, frische Flunnern, rotbraune glitschigglatte bäumen sich gegen das Schicksal, Ungeheuer vom Meeresgrund in Kisten zur Schau gestellt, Ha<25>rings, Harings, glasig zerläuft das weiße Schmalz in der krustigen Pfanne, sticht in die Nase, schwebt über der Straße, Mittagsgeruch, Dankopfer, komm Herr Jesus, der Herr Pastor kommt, spricht Bibelsprüche, Vögel und Lilien auf dem Felde, Jesus und der Herr Pastor vergeben auch den Sündern, die anderen sind anders, Leute, die eine Stellung ein Gewerbe ein Handwerk eine Arbeit haben, schließlich die Tagelöhner, Leute, die nichts gelten und Lasten tragen und Schmutz wegräumen, dann die Bürger, sie stellen schon etwas vor, meine Mutter sagt es, ich ziehe ergeben meine Mütze, schwenke seiner Majestät Schiff, mache meinen tiefen Diener vor beleibten hageren rötlichen blassen kleinen großen gemütlichen polternden immer würdigen immer beleidigten Männern, die helfen die was hergeben die was anschreiben können die nichts hergeben und nichts anschreiben wollen, Männer die Vorurteile haben, vernichten, verhungern lassen, meine Mutter fürchtet die Schlangen, aber sie erschrickt auch vor den Händen den großen Händen den behaarten Händen den fetten mageren roten beringten Händen, vor Männern, die man sehr bitten muß, Kolonialwarenhändler Susemihl ein Ballon, ein Globus aus all seinen Eßwaren, eine marmorierte Weste eine goldene eine schwere eine hängende Kette, eine Uhr, die er gern betrachtet, eine Uhr mit dem Schnitter Tod, ein angenehm gruseliges Stundenläuten, und Kleuke, der mit Kohlen wuchert, ein böser Wintergott, Hüter des Feuers, sitzt in <26>der wohligen Hölle seines kohlenschwarzen Kontors, ein Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie durchschneidet über seinem kahlen Schädel die blauen Wogen, ein Bergmann mit der Berglampe an der Bergmütze zeigt zwei Ilsebriketts wie Moses die Gesetzestafeln, Fietzens des Wirtes hustender nörgelnder Schatten verlangt seinen Tribut, die Miete für die Mansarde, doch rangieren sie alle in der Achtung, die man ihnen schuldet, unter den Doktoren, gar den Professoren, selbst dem Pastor, die aber noch lange nicht so hoch stehen wie die Gutsbesitzer, die im Paradies geblieben sind, aus dem man uns vertrieben hat, noch auf dem plattesten Land auf steiler Höhe, meine Mutter sagt es, die Gutsbesitzer gehören schon zu den Offizieren, den echten Größen, langer blauer Rock, kein Stäubchen, hoher roter Kragen, keine Falte, gerader Mützenschirm oder blanker Schuppenhelm, ein Fisch, den die Fischfrauen nicht ausrufen und in die Waagschale werden, der Name der Hunnenstraße rührt von den Hunden her, plattdeutsch, in Pommern.
Wie arme kahle Kinderschädel ragen die Hunnenstraßensteine eng aneinander gestampft aus der Erde, naß oder trocken, warm oder kalt, ich spüre die Steine rund und hart unter den durchlaufenen Sohlen der Schuhe, durch die widerwärtigen kratzenden Wollstrümpfe, durch die zerrissenen Sommersocken, barfuß glatt und kühl, es ist eine rumpelige Straße, meiner Haut preßt sie sich ein, ich bin noch nicht abgehärtet, alles liegt vor mir.
Zum Hafen führt es abwärts, ich hoffe, ich fürchte, es geht in die Welt, fort von der Hunnenstraße, geradenwegs zu den Chinesen, die sind gelb und tragen lange schwarze Zöpfe, mein Kaiser straft sie, meinem Kaiser gehören die Schiffe im Hafen, der Sommerdampfer nach Wiek, der Sonntagsdampfer nach Rügen, die schweren Kähne mit den Kohlen, den Zuckerrüben, den Kartoffeln, dem Korn, die Herings- und die Flun<21>derboote mit ihren rostbraunen Segeln, der schnelle Aviso, ein Panther gegen die Heiden, die meergraue nebelgraue feindgraue sieggraue Torpedobootpatrouille, Regen kommt oft, Wasser stürzt aus den Traufen, Ströme rinnen zur See, Unrat schifft stolz hinab.
Die Wagenräder sind eisenbeschlagen; sie poltern wie die Lafetten der Kanonen, wie die Kugeln der alten Schweden die in die Stadtmauer drangen, rollen und grollen wie Donner, die Häuser der Hunnenstraße erbeben, machen sich klein, sind es gewohnt, kalkweißer Anstrich nun schmutzgrauer Fassaden, schmalbrüstige Fronten, steile Giebel, rotgepfannte Dächer, verrußte Schornsteine, beißender Torfrauch.
Neben den niedrigen Fenstern wuchten Läden aus festem Holz, Windfänge, schlagen bei Sturm gegen Mauern und Scheiben. Die Bewohner zurren das Holz fest, eine seemännische oder halbseemännische Bevölkerung, keilen die Läden ein wie Segel auf untergangsnahen Schiffen. Am Abend rammen sie die Türen zu, nageln sich fest, machen das Haus lukendicht, sitzen stolz und furchtsam im Besitz den sie sichern, Gesindel ist nachts unterwegs. Des Polizisten Säbel scheppert gegen die Steine, Funken sprühen, spitz blitzt der Helm, martialisch das treue Wächterauge, der Bart sträubt sich über dem törichten Mund, die Mode geht nach der Majestät oder den Tigern, die windroten, die lüttundlüttdunklen Backen wappen über den blauen Uniformkragen, der Leib ist ein freundlicher Hafersack. Dieser <22>Leib, dieser Hafersack! Das Seitengewehr wird aufgepflanzt, in der Kaserne auf dem Exerzierplatz lernt der Militäranwärter bajonettieren, ein Sack gilt für den Leib, ein rechter Mann kämpft am liebsten Mann gegen Mann für Kaiser und Vaterland. Manchmal träumt der Polizist, er ist der Sack. Sonst hat alles seine Ordnung. Die Gaslaterne, schwarzes Schmiedeeisen düsterer Rabe, wie ein Galgen an das Haus geschraubt. Die alte Straßenpumpe aus morschem Holz ist nicht gestohlen, der Spülstein nicht beschmutzt. Kein Unfug im Revier. Des Königs Bürger, des Kaisers Untertanen, des Schusters Kugel zugedeckt, der Tisch des Schneiders hosenbodenblank. In Schütters Grünkramkeller keimen die Kartoffeln, umschlingen mit bleichen Armen in dunkler Begierde die Wruken.
Unter der Stube des Herrn Bürgerschullehrers geisterts verdächtig, und verbissener klammert er sich an seine Vorstellung vom ernsten Leben, und auszurotten ist das sündige Kindsein am Rohrstock mit Stumpf und mit Stiel. Frau Kapitän verwitwet in dicken Federbetten wie unter hohen Wogen begraben. Wo mag der Kapitän geblieben sein? Ach, im Silberrahmen auf der Kommode gegen ein Schnörkelsäulchen gestützt, die Hand, die das Ruder führte, auf ein Häkeldeckchen gelegt, chinesische Taifune, gelbe feuerspeiende Drachen sind freundlich hinzuzudenken. Auch der Küster von Sankt Nikolai ist ein sehr ernster Mann, schwarzer Gehrock, schwarze Krawatte, schwarzer Seelenhirten<23>hut. Ist auch sein Taschentuch schwarz, winkt er schwarz gegen den Himmel? Antwortet dem schwarzen Mann sein schwarzer Himmel? Der Küster blickt zum hohen Turm hinauf. Von der See kommt das Wetter. Der Blitz des Herrgotts trifft jeden, der vermessen sein Haupt hebt.
Sankt Nikolai wirft seinen schweren lutherischen Schatten in die Hunnenstraße. Die Betrunkenen kommen erst später. Die Hunnenstraße heißt nicht nach den Hunnen, die Hunnen überfallen die Straße, nur nicht zu Pferd, sie ziehen triumphierend durch, sie sind die Sieger auch zu Fuß, so sind sie die Helden, es sind fröhliche Leute, sie lachen, sie singen, sie treten das grobe Pflaster, an besonderen Tagen mit Stulpenstiefeln und Sporen, sie blicken ernst und fürchterlich mit aufgezwirbelten Schnurrbärten, sie schlagen, streichen, wippen mit federnden Stöcken gegen die zerschundenen Gesimse, den greisen Mörtel, den gnomgesichtigen Verputz der Häuser, sie schauen suchend in die Fenster zur ebenen Erde, forschen zwischen den Betten, dem alten Hausaltar von Zeugung und Geburt und Tod, zwischen den Gestängen der Waschtische, den schilfumwundenen Wasserkannen, den vor- oder nachgehenden oder stillstehenden Uhren mit dem schlagenden oder kranken Perpendikel, den Köpfen toter Rehe, den Porträts hoher Herrschaften hinter Glas oder in Öl, dem angestoßenen Nippes auf den Nußbaumvertikos, den Zuckerwerktänzerinnen, die sich vor hohlen Mu<24>scheln, in denen das Meer summt, erregen, den schweren Ritterburgportieren, den getragenen den abgelegten den paraten Kleidungsstücken, den leeren oder den vollen Wiegen, die Hunnen begehren, sie fordern Beute, sie singen ein Lied o filia hospitales, Cherusker, Vandalen, Teutonen, Cimbern, grüne blaue rote gelbe Mützen und die schwarzen Masken der frischen Wundbinden nach dem blutigen Kampf, scharf schneiden die Klingen der Mensur, ein hohes Pfeifen in der Luft, erstarrt über den verpflasterten Gesichtern, Schmerz tränkt die Haut, tränkt meine Haut, dringt tief in mein Fleisch, reißt es, daß es klafft, die Wunde bloßliegt, wie Feuer brennt und wie Brennessel prickelt, der wehe Dunst der Desinfektion weht durch die Straße, es berauscht mich der helle jenseitige Geruch der alten Anatomie, ein Regenbogen geht vor mir auf grün rot blau gelb spektral, sein Scheitel steht über der Universität, verklärt das Denkmal des Gründers, versinkt in den Kneipen, ich sehe auf den schönen Regenbogen hinunter und blicke zu ihm auf, hoch aus der spitzen Mansarde, klein aus dem kotigen Rinnstein, und das Volk gibt es auch, meine Mutter sagt es, Fischweiber, die ihren Karren schieben, Hurnfisch, Hurnfisch, feuchte Hexen in schwarzen Umschlagtüchern, die dreifleckige Katze frißt die grünen Gräten, leckt sich das Maul, eine rosige Zunge, frische Flunnern, rotbraune glitschigglatte bäumen sich gegen das Schicksal, Ungeheuer vom Meeresgrund in Kisten zur Schau gestellt, Ha<25>rings, Harings, glasig zerläuft das weiße Schmalz in der krustigen Pfanne, sticht in die Nase, schwebt über der Straße, Mittagsgeruch, Dankopfer, komm Herr Jesus, der Herr Pastor kommt, spricht Bibelsprüche, Vögel und Lilien auf dem Felde, Jesus und der Herr Pastor vergeben auch den Sündern, die anderen sind anders, Leute, die eine Stellung ein Gewerbe ein Handwerk eine Arbeit haben, schließlich die Tagelöhner, Leute, die nichts gelten und Lasten tragen und Schmutz wegräumen, dann die Bürger, sie stellen schon etwas vor, meine Mutter sagt es, ich ziehe ergeben meine Mütze, schwenke seiner Majestät Schiff, mache meinen tiefen Diener vor beleibten hageren rötlichen blassen kleinen großen gemütlichen polternden immer würdigen immer beleidigten Männern, die helfen die was hergeben die was anschreiben können die nichts hergeben und nichts anschreiben wollen, Männer die Vorurteile haben, vernichten, verhungern lassen, meine Mutter fürchtet die Schlangen, aber sie erschrickt auch vor den Händen den großen Händen den behaarten Händen den fetten mageren roten beringten Händen, vor Männern, die man sehr bitten muß, Kolonialwarenhändler Susemihl ein Ballon, ein Globus aus all seinen Eßwaren, eine marmorierte Weste eine goldene eine schwere eine hängende Kette, eine Uhr, die er gern betrachtet, eine Uhr mit dem Schnitter Tod, ein angenehm gruseliges Stundenläuten, und Kleuke, der mit Kohlen wuchert, ein böser Wintergott, Hüter des Feuers, sitzt in <26>der wohligen Hölle seines kohlenschwarzen Kontors, ein Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie durchschneidet über seinem kahlen Schädel die blauen Wogen, ein Bergmann mit der Berglampe an der Bergmütze zeigt zwei Ilsebriketts wie Moses die Gesetzestafeln, Fietzens des Wirtes hustender nörgelnder Schatten verlangt seinen Tribut, die Miete für die Mansarde, doch rangieren sie alle in der Achtung, die man ihnen schuldet, unter den Doktoren, gar den Professoren, selbst dem Pastor, die aber noch lange nicht so hoch stehen wie die Gutsbesitzer, die im Paradies geblieben sind, aus dem man uns vertrieben hat, noch auf dem plattesten Land auf steiler Höhe, meine Mutter sagt es, die Gutsbesitzer gehören schon zu den Offizieren, den echten Größen, langer blauer Rock, kein Stäubchen, hoher roter Kragen, keine Falte, gerader Mützenschirm oder blanker Schuppenhelm, ein Fisch, den die Fischfrauen nicht ausrufen und in die Waagschale werden, der Name der Hunnenstraße rührt von den Hunden her, plattdeutsch, in Pommern.