MID355-M024-006

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MID355-M024
Absolute Datierung
-
Zuordnung
51
Kopie
nein
Durchschlag
nein
die hinter der Kassiererin stand und die Verteilung
der Freikarten überwachte, fest und fordernd an und
war überzeugt, daß sie mich nicht mochte. Zuweilen
biß sich mein Blick in ihrem Gesicht fest, nicht
feindlich, ich hatte nichts gegen Fräulein Mannhart
und wollte sie nicht verletzen, aber der Gedanke, daß
sie mir etwas antun konnte, ließ sie mich neugierig
betrachten, denn die Neugierde auf ihr Leben, die ich
in Wahrheit garnicht empfand, führte von meiner Person
fort zu ihr, und ich suchte in ihrem etwas teigigen
fraulichen Gesicht die Wahrheit des Klatsches, der über
sie im Theater verbreitet wurde, und ich fragte mich,
warum Emanuel mit Fräulein Mannhart geschlafen haben
sollte und nun in seinem Büro Eifersuchtsszenen von ihr
erdulden mußte. Nie kam mir der Gedanke, daß Fräulein
Mannhart leide. Ihre vielbesprochene Affäre langweilte
mich, aber vor dem Kassenschalter, wenn ich meine Karte
forderte und in dieser Hinsicht von Fräulein Mannhart
abhängig war, fand ich ihren Anspruch auf Emanuels Treue
lächerlich, ja, daß er sie überhaupt beachtet haben sollte,
schien mit so unwahrscheinlich, daß ich in ihren trübe
schimmernden Augen Irrsinn zu lesen glaubte udn der
Klatsch kam mir wie ein von ihr, weil sie ja wahnsinnig
war, verbreitetes Gerücht vor. Fräulein Mannhart warf
mir meine Karte zu, widerwillig, und wie über meine
Existenz empört. Ich ging durch die Flügeltür in das
Foyer, der noch leere Zuschauerraum lag hinter den
offenen Türen wie eine dämmrige Höhle da und versprach