anerkannt wurde. Ich betrat das Theater durch den
Porticus aus Sandsteinsäulen, die auf die klassische
Herkunft aller Bildung hinweisen und vielleicht auch
gelegentlich an die Geburt der Tragödie erinnern sollteh.
Die Säulen waren von Kugeleinschlägen aus den Kämpfen
zwischen den Zeitfreiwilligen des Cappucsches und den
streikenden Arbeitern durchlöchert und zerschrammt.
Diese Beschädigungen glichen noch offenen Wunden. Ver-
teidiger und Feinde der Republik waren an dieser Stelle
gefallen, doch die Zuschauer des Theaters waren in ihrer
Mehrhheit geneigt, nur den Tod der jungen Leute, die die
Republik und ihre verhaßte Fahne abschaffen wollten,
heldisch und tragisch zu nennen. Die anderen waren ver-
gessen, und zwar wie ein unangenehmes ein peinliches
Ereignis und ihre Angehörigen gingen nicht in das Theat4r,
es sei denn, daß März in das Theater ging, der auf der
Seite stand, die gesiegt und verloren hatte. In Wander-
vogeltracht blickte er vom zweiten Rang, vom Olymp auf
seine Feinde hinunter, aber die fanden es garnicht mehr
nötig, zu ihm aufzusehen: sie zählten ihn zu den Toten.
Die Kassenhalle aus nachgemachtem Marmor gab dem Theater
das Ansehen eines öffentlichen Bades. Ich war jedesmal
erregt und niedergeschöagen. Die Aussicht auf das Schau-
spiel befkügelte mich, aber die sichere Vorahnung der
Enttäuschung drückte mich nieder. Zwischen den kalten
Wänden wärmte wohl Theaterluft, aber sie versprach nicht
mehr als sich selbst, ein bürgerliches Spektakulum. Ich
wandte mich zum Kassenschalter, änglstich im Herzen,
hochgemut nach außen, ich blickte Fräulein Mannhart
Porticus aus Sandsteinsäulen, die auf die klassische
Herkunft aller Bildung hinweisen und vielleicht auch
gelegentlich an die Geburt der Tragödie erinnern sollteh.
Die Säulen waren von Kugeleinschlägen aus den Kämpfen
zwischen den Zeitfreiwilligen des Cappucsches und den
streikenden Arbeitern durchlöchert und zerschrammt.
Diese Beschädigungen glichen noch offenen Wunden. Ver-
teidiger und Feinde der Republik waren an dieser Stelle
gefallen, doch die Zuschauer des Theaters waren in ihrer
Mehrhheit geneigt, nur den Tod der jungen Leute, die die
Republik und ihre verhaßte Fahne abschaffen wollten,
heldisch und tragisch zu nennen. Die anderen waren ver-
gessen, und zwar wie ein unangenehmes ein peinliches
Ereignis und ihre Angehörigen gingen nicht in das Theat4r,
es sei denn, daß März in das Theater ging, der auf der
Seite stand, die gesiegt und verloren hatte. In Wander-
vogeltracht blickte er vom zweiten Rang, vom Olymp auf
seine Feinde hinunter, aber die fanden es garnicht mehr
nötig, zu ihm aufzusehen: sie zählten ihn zu den Toten.
Die Kassenhalle aus nachgemachtem Marmor gab dem Theater
das Ansehen eines öffentlichen Bades. Ich war jedesmal
erregt und niedergeschöagen. Die Aussicht auf das Schau-
spiel befkügelte mich, aber die sichere Vorahnung der
Enttäuschung drückte mich nieder. Zwischen den kalten
Wänden wärmte wohl Theaterluft, aber sie versprach nicht
mehr als sich selbst, ein bürgerliches Spektakulum. Ich
wandte mich zum Kassenschalter, änglstich im Herzen,
hochgemut nach außen, ich blickte Fräulein Mannhart
