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Wunkenhagen oder Demeritz hatte meiner Mutter gehört,
oder es hatte der Mutter gehört, meiner Mutter ich habe
dies nie so ganz begriffen, man hat es mir zu oft und im-
mer wieder anders erzählt oder anders verschwiegen, und
meine Mutter war nun gelegentlich mildtätlich Weißnäherin
auf diesen Rittergütern, sie konnte aber garnicht nähen,
wenn man auch anzunehmen schien, daß eine Frau in ihrer
Lage zu nähen habe, und so flickte sie die Laken aus rohem
bräunlichen bäuerlichen Leinen für eine Mark am Tag, und die große Ver-
günstigung war, daß sie mich mitnehmen durfte. So saß ich
unter der Nähmschinen und sah die Füße meiner Mutter, wie
sie das Tretwerk der Nähmaschine traten, und die Bettücher
liefen unter der Nadel der Nähmaschine durch, stiegen auf
und fielen und hoben und senkten sich, vor meinem Blick
wie der Vorhang einer Bühne, auf der Bismarck auftrat, oder
auf der sich ein Schauspieeler, der den Bismarck spielte,
für den Applaus bedankte. Aus Erz gegossen, und die Stu-
denten zogen mit Fackeln vor die Stadt und zum Bismarck-
trum und warfen dort die brennenden Fackeln zu Füßen des
Denkmals, und Bismarck, auch er aus Erz, stand mit festen
Füßen auf seinem Sockel, festen Gesichtes, festen Blickes,
fest im Fleisch, aus Erz, im Flammenschein in der Nacht,
es Konnte nichts schiefgehen. Ich bin damals unter der
Nähmaschine neben den das Rad bewegenden Füßen meiner Mut-
terr nicht darauf gekommen, daß die Bettlaken, die sich
hoben und senkten und vor meinen Augen flatterten, auch
mit Leichtentüchern zu vergleichen gewesen wären, oder
mit den weißen Fahnen der Niederlage.
Wunkenhagen oder Demeritz hatte meiner Mutter gehört,
oder es hatte der Mutter gehört, meiner Mutter ich habe
dies nie so ganz begriffen, man hat es mir zu oft und im-
mer wieder anders erzählt oder anders verschwiegen, und
meine Mutter war nun gelegentlich mildtätlich Weißnäherin
auf diesen Rittergütern, sie konnte aber garnicht nähen,
wenn man auch anzunehmen schien, daß eine Frau in ihrer
Lage zu nähen habe, und so flickte sie die Laken aus rohem
bräunlichen bäuerlichen Leinen für eine Mark am Tag, und die große Ver-
günstigung war, daß sie mich mitnehmen durfte. So saß ich
unter der Nähmschinen und sah die Füße meiner Mutter, wie
sie das Tretwerk der Nähmaschine traten, und die Bettücher
liefen unter der Nadel der Nähmaschine durch, stiegen auf
und fielen und hoben und senkten sich, vor meinem Blick
wie der Vorhang einer Bühne, auf der Bismarck auftrat, oder
auf der sich ein Schauspieeler, der den Bismarck spielte,
für den Applaus bedankte. Aus Erz gegossen, und die Stu-
denten zogen mit Fackeln vor die Stadt und zum Bismarck-
trum und warfen dort die brennenden Fackeln zu Füßen des
Denkmals, und Bismarck, auch er aus Erz, stand mit festen
Füßen auf seinem Sockel, festen Gesichtes, festen Blickes,
fest im Fleisch, aus Erz, im Flammenschein in der Nacht,
es Konnte nichts schiefgehen. Ich bin damals unter der
Nähmaschine neben den das Rad bewegenden Füßen meiner Mut-
terr nicht darauf gekommen, daß die Bettlaken, die sich
hoben und senkten und vor meinen Augen flatterten, auch
mit Leichtentüchern zu vergleichen gewesen wären, oder
mit den weißen Fahnen der Niederlage.