die Latrinen, Meldungen wurden erstattet und gnädig entgegen
genommen, hinaus zum Kaffeefassen, eine braune Brühe, Kar-
toffelbrot und Rübenmarmelade, heisshungrig verschlungen,
es das blähte + gaste sich das im magere Gedärm, hinaus auf den Hof, ange-
treten, in Abteilungen marschiert, der Fahnenappell, die Reichs-
kriegsflagge am Mast, der Major im Heimkriegerschmuck, die
Leutnants in Feldgrau, 1 1 was taten sie hier Verdun war noch immer nicht gefall die Unteroffiziere im bunten Rock, 2 2 wie hatten sie ihn bewahrt,
die Erzieher in gesinnungsstrengen Joppen, der Instituts-
pfarrer wie ein eisiger voller Mond, wo nahm man die vielen Leute im 4 Kriegsjahr Vogelscheuche [unleserlich]
her, der Dienst begann, Kniebeugen, hinlegen, aufstehen,
melden, grüssen, vor allem grüssen, des Reiches Wehr und Glanz
selbst Verdun schien daran zu hängen, dass keiner der Kerle beim Grüssen
übersehen wurde. Das Lazaretthemd aus blauweiss gestreifetm
Bachent fiel mir wie ein Sack, in dem ich gefangen war, über
die Füsse. Ich war zwölf Jahre alst. Ich war kahlgeschoren.
In der beschlagenen Fensterscheibe sah ich wie ein kahlge-
schorener kleiner Sträfling aus. Ich war Zögling der vierten
Kompanie einer militärischen Knabenerziehungsanstalt. Ich
war Deutschlands Zukunft. Die eisernen Betten standen hinter mit vor
der gekalkten Wand wie ein ausgerichtetes Glied. Die Betten
waren Staatsbetten, sie waren vorschriftsmässig gebaut, sie
waren eckig, kantig, platt. Nur das Bett, in dem ich gelegen
hatte, war zerwühlt und fiel auf. Das holzharte Kissen, der
rauhe geflickte Woilach dunstete nach Fieber. Der Fussboden
stank nach Chlor und Tornisterfett. Es war kaIt. zog wie in 1 Scheune. Im Kano-
nenofen brannte kein Feuer. Das lange Rohr eiste strebte sinmlis nutzlos zur
hohen Decke. Ich war allein. Sie waren alle angefahren, die bellenden
Höllenhunde, die kleinen diensteifrigen Teufel, die grossen stolzen Riesen,
sie waren alle geflohen. Ich hatte gesiegt. An der Wand
genommen, hinaus zum Kaffeefassen, eine braune Brühe, Kar-
toffelbrot und Rübenmarmelade, heisshungrig verschlungen,
es das blähte + gaste sich das im magere Gedärm, hinaus auf den Hof, ange-
treten, in Abteilungen marschiert, der Fahnenappell, die Reichs-
kriegsflagge am Mast, der Major im Heimkriegerschmuck, die
Leutnants in Feldgrau, 1 1 was taten sie hier Verdun war noch immer nicht gefall die Unteroffiziere im bunten Rock, 2 2 wie hatten sie ihn bewahrt,
die Erzieher in gesinnungsstrengen Joppen, der Instituts-
pfarrer wie ein eisiger voller Mond, wo nahm man die vielen Leute im 4 Kriegsjahr Vogelscheuche [unleserlich]
her, der Dienst begann, Kniebeugen, hinlegen, aufstehen,
melden, grüssen, vor allem grüssen, des Reiches Wehr und Glanz
selbst Verdun schien daran zu hängen, dass keiner der Kerle beim Grüssen
übersehen wurde. Das Lazaretthemd aus blauweiss gestreifetm
Bachent fiel mir wie ein Sack, in dem ich gefangen war, über
die Füsse. Ich war zwölf Jahre alst. Ich war kahlgeschoren.
In der beschlagenen Fensterscheibe sah ich wie ein kahlge-
schorener kleiner Sträfling aus. Ich war Zögling der vierten
Kompanie einer militärischen Knabenerziehungsanstalt. Ich
war Deutschlands Zukunft. Die eisernen Betten standen hinter mit vor
der gekalkten Wand wie ein ausgerichtetes Glied. Die Betten
waren Staatsbetten, sie waren vorschriftsmässig gebaut, sie
waren eckig, kantig, platt. Nur das Bett, in dem ich gelegen
hatte, war zerwühlt und fiel auf. Das holzharte Kissen, der
rauhe geflickte Woilach dunstete nach Fieber. Der Fussboden
stank nach Chlor und Tornisterfett. Es war kaIt. zog wie in 1 Scheune. Im Kano-
nenofen brannte kein Feuer. Das lange Rohr eiste strebte sinmlis nutzlos zur
hohen Decke. Ich war allein. Sie waren alle angefahren, die bellenden
Höllenhunde, die kleinen diensteifrigen Teufel, die grossen stolzen Riesen,
sie waren alle geflohen. Ich hatte gesiegt. An der Wand