MID355-M014-050

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MID355-M014
Absolute Datierung
-
Zuordnung
20
Kopie
nein
Durchschlag
nein
Ich sah den Kasernenhof, ich sah auf ihn hinunter, ich sah ihn
leer. Ich hatte den Exerxierplatz noch nie so friedlich gesehen.
so ohne ein armes Menschenwesen, das befahlr oder dem befohlen
wurde, allenfalls in der Nacht, bei Mondschein, aber in der Nacht
hätte ich nicht geaagt, an das Fenster zu treten, ich hätte den
Platz nicht betrachten dürfen, ich hatte zu schlafen, auch wenn
ich nicht schlief und mich fürchtete, und der Platz wäre auch
dann nicht unbegangen gewesen, die Wachen hätten ihn abgeschritten,
wie oft hatte ich ihren gerüsteten Tritt gehört, ihre Runden bis
zum Morgen gezählt, ich dachte die Männer in lange graue Mäntel
gekleidet, den Mantelkragen hochgeschlagen, unerkennbare Wächter,
gesichtslose Verkörperungen der Macht, ihr aufgepflanztes Gewehr
funkelte im Sternenlicht, sie warfen schwarze Schatten auf den
Exerxierboden und bewachten unseren Schlaf oder unsere Gefangen-
schaft. Der Hof gehörte zu einer alten Burg, und kch war auf
die Burg gebracht worden und war in der Burg eingesperrt. Über den
Burghof waren Ritter geritten. Es war eine Zeit hinter einem
Schleier, aber ich kannte sie aus Büchern, die ich mir am Sonntag
aus der Bibliothek holen durfte, natürlich, sie waren stolz, sie
waren heer, sie waren erhaben, sie hatten alle Tugenden, und ihre
Knappen waren schön und trugen ihnendas gefürchtete Schwert nach
und verehrten die Ritterfrauen, die spinnend an offenen Feuer-
stätten in der Burghalle sassen, von der Flammen Schein überhaucht
in die Glut lächelten und wohl an die Drachen dachten, aus deren
Hornkleid, Fängen und züngelnden Zungen der tapfere Ritter sie
befreit hatte