Zögling der vierten Kompanie einer militärischen Knagener -
ziehungsanstalt. Ich war Deutschlanss Zukunft. Die eisernen
Betten standen hinter mir vor der gekalkten Wand wie ein
ausgerichtetes Glied. Die Betten waren Staatsbetten. Sie waren
vorschriftmäßig gebaut, sie waren eckig, kantig, platt. Nur
daaBett, in dem ich gelegen hatte, war zerwühlt und fiel auf.
Das holzharte Kissen, der rauhe geflickte Woilach dunstete
nach Fieber. Der Fußboden stank nach Chlor und tornisterfett.
Es zog wie in einer Scheune. Im Kanonenofen brannte kein Feuer.
Das lange Rohr strevte nutzlos zur hohen Decke. Ich war allein
sie waren alle abgefahren, die bellenden Höllenhunde, die
willigen diensteifrigen Teufel, die großen stolzen Riesen,
sie waren alle geflohen. Ich hatte gesiegt. An der Wand hing
der Kaiser, Hing Hindenburg und Ludendorff. Alle Welt beneide-
te uns um sie. Der Kaiser und seine Feldherren beugten sich
über die Generalsstabskarte. Sicher hatten sie Großes mit mir
vor. Die roten Aufschläge ihrer Waffenröcke hatten das Fieber
meinerGrißße enrfacht. Ein gewaltiger Moloch blühte. sprühte,
griff mit feurigen Armen, fraß mit blutverschmierten Mäulern,
hieß Heldentod und hatte drei stumpfe Gamsschenköpfe. Aspi-
rin, hatte der stramme Stabsarzt gerufen und war am selben
Abend noch an meiner Grißße gestorben. Auch gegen den Stabsarzt
hatte mich Gltt beschützt. Am Fahnenmast wehte die rote Fahne.
Sie wehte regenschwer, arm, ratlos im kalten Wind. Doch wehte
sie auch anmaßend, grell und wie ein Fanal in der grauen Novem-
berluft. Der Geschichtslehrer hatte von Leuthen, von König-
grätz, von Sedan, aber nicht von Revolutionen gesprochen. Mir
bedeutete das Zeichen nichts, aber es verkündete mir viel, es
sagte mir, daß es ein Wunder gab, daß ich frei war, daß ich
die Riesen, die Teufel, die Vogelscheuchen, daß ich den Helden
tod
ziehungsanstalt. Ich war Deutschlanss Zukunft. Die eisernen
Betten standen hinter mir vor der gekalkten Wand wie ein
ausgerichtetes Glied. Die Betten waren Staatsbetten. Sie waren
vorschriftmäßig gebaut, sie waren eckig, kantig, platt. Nur
daaBett, in dem ich gelegen hatte, war zerwühlt und fiel auf.
Das holzharte Kissen, der rauhe geflickte Woilach dunstete
nach Fieber. Der Fußboden stank nach Chlor und tornisterfett.
Es zog wie in einer Scheune. Im Kanonenofen brannte kein Feuer.
Das lange Rohr strevte nutzlos zur hohen Decke. Ich war allein
sie waren alle abgefahren, die bellenden Höllenhunde, die
willigen diensteifrigen Teufel, die großen stolzen Riesen,
sie waren alle geflohen. Ich hatte gesiegt. An der Wand hing
der Kaiser, Hing Hindenburg und Ludendorff. Alle Welt beneide-
te uns um sie. Der Kaiser und seine Feldherren beugten sich
über die Generalsstabskarte. Sicher hatten sie Großes mit mir
vor. Die roten Aufschläge ihrer Waffenröcke hatten das Fieber
meinerGrißße enrfacht. Ein gewaltiger Moloch blühte. sprühte,
griff mit feurigen Armen, fraß mit blutverschmierten Mäulern,
hieß Heldentod und hatte drei stumpfe Gamsschenköpfe. Aspi-
rin, hatte der stramme Stabsarzt gerufen und war am selben
Abend noch an meiner Grißße gestorben. Auch gegen den Stabsarzt
hatte mich Gltt beschützt. Am Fahnenmast wehte die rote Fahne.
Sie wehte regenschwer, arm, ratlos im kalten Wind. Doch wehte
sie auch anmaßend, grell und wie ein Fanal in der grauen Novem-
berluft. Der Geschichtslehrer hatte von Leuthen, von König-
grätz, von Sedan, aber nicht von Revolutionen gesprochen. Mir
bedeutete das Zeichen nichts, aber es verkündete mir viel, es
sagte mir, daß es ein Wunder gab, daß ich frei war, daß ich
die Riesen, die Teufel, die Vogelscheuchen, daß ich den Helden
tod