Satzvorlage Seite 099
Satzvorlage für „Jugend“ aus dem Siegfried Unseld Archiv (SUA) im Deutschen Literaturarchiv Marbach / Wolfgang Koeppen: „In meiner Stadt war ich allein“, in: Ders.: Romanisches Café. Erzählende Prosa, Frankfurt/Main 1972, 86-98.
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riefen, die Hammelbeine langziehen. Sie kniffen die Augen
zusammen. Sie hofften, mich zu zerschneiden. Sie hatten
alle nur ein Gesicht.
Ich war nicht traurig. Ich amüsierte mich. Ich war der Ritter
von der traurigen Gestalt. Das war lustig. Ich sehnte mich
nach Freuden. Ich wollte es bunt. Ich fand sie komisch,
wie sie die Augen zusammenkniffen, die Stirn in strenge
Falten legten, die eiserne Zeit des Krieges beschworen und
die Toten vergessen hatten. Ich versagte mir das Lachen.
Ich dachte an die Leichenfelder, an die Siege, die wir ge-
feiert hatten.
Ich gab mich düster. Ich schlug den Krimmerkragen meines
Mantels hoch. Der Mantel war lang wie ein Kaftan. Ich
hatte lange nach ihm suchen müssen. Ich zog einen Russen-
kittel an, schloß ihn um den Hals. Ich preßte mir den
breiten jenseitigen Hut eines Landpfarrers tief über die
Augen. Wenn ich einen Hut aufsetzte.
Ein Kind auf dunkler Treppe; es nahm meine Hand,
flüsterte Hochwürden. Ich war Raskolnikow. Ich war einer
aus den Dämonen. Der aus dem Kellerloch. Der aus dem
Totenhaus. Ich hatte unterm Galgen gestanden. Der Bote
war noch einmal gekommen. Begnadigt. Die Schlinge hing
locker.
Ich zündete die Stadt an. Erdmanns Warenhaus brannte.
Eine Fackel in der Nacht. Das Rathaus brannte. Meine
Geburtsurkunde verbrannte mit. Das war gut. In Flammen
stand das Gericht. Ich öffnete das Gefängnis. Ich verteilte
die Waren der Geschäfte an die Armen und die befreiten
Gefangenen. Aus Buggenhagens Buchhandlung bekam
jeder ein Buch. Das Geld der Sparkasse auf die Straße.
Kinder spielten mit den Scheinen, formten Schiffchen,
setzten sie in die Gosse.
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riefen, die Hammelbeine langziehen. Sie kniffen die Augen
zusammen. Sie hofften, mich zu zerschneiden. Sie hatten
alle nur ein Gesicht.
Ich war nicht traurig. Ich amüsierte mich. Ich war der Ritter
von der traurigen Gestalt. Das war lustig. Ich sehnte mich
nach Freuden. Ich wollte es bunt. Ich fand sie komisch,
wie sie die Augen zusammenkniffen, die Stirn in strenge
Falten legten, die eiserne Zeit des Krieges beschworen und
die Toten vergessen hatten. Ich versagte mir das Lachen.
Ich dachte an die Leichenfelder, an die Siege, die wir ge-
feiert hatten.
Ich gab mich düster. Ich schlug den Krimmerkragen meines
Mantels hoch. Der Mantel war lang wie ein Kaftan. Ich
hatte lange nach ihm suchen müssen. Ich zog einen Russen-
kittel an, schloß ihn um den Hals. Ich preßte mir den
breiten jenseitigen Hut eines Landpfarrers tief über die
Augen. Wenn ich einen Hut aufsetzte.
Ein Kind auf dunkler Treppe; es nahm meine Hand,
flüsterte Hochwürden. Ich war Raskolnikow. Ich war einer
aus den Dämonen. Der aus dem Kellerloch. Der aus dem
Totenhaus. Ich hatte unterm Galgen gestanden. Der Bote
war noch einmal gekommen. Begnadigt. Die Schlinge hing
locker.
Ich zündete die Stadt an. Erdmanns Warenhaus brannte.
Eine Fackel in der Nacht. Das Rathaus brannte. Meine
Geburtsurkunde verbrannte mit. Das war gut. In Flammen
stand das Gericht. Ich öffnete das Gefängnis. Ich verteilte
die Waren der Geschäfte an die Armen und die befreiten
Gefangenen. Aus Buggenhagens Buchhandlung bekam
jeder ein Buch. Das Geld der Sparkasse auf die Straße.
Kinder spielten mit den Scheinen, formten Schiffchen,
setzten sie in die Gosse.
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