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Wahrheit, das alles erklärende Geheimnis, das die Erwachsenen
mir eifersüchtig vorenthielten, und daß Theseus mich mit-
nehmen wollte, war das unverhoffte Glück, der entscheidende glückliche Zu-
fall der Märchen, es war die nur mir bestikmte und nie wiederkeh-
rende Gelegenheit, eingeweiht zu werden, und wenn ich auch
nocht Pastor Kochs theologisches Rüstzeug besaß, so fühlte ich
doch, daß ich die Frucht vom Baum der Erkenntnis essen würde,·
Theseus sagte zu meiner Mutter, so lassen Sie ihn doch mit mir sie solle mich doch mit ihm
gehen, lassen, er fühle ver sich einsam, es ist sei mein letzter Abend. ich ? habe meine Einberufung
bekommen, und meine Mutter sah blickte ihn an, und ich weiß nicht,
ob sie sah, wie er vor ihr stehend verschwand, sich auflöste,
einfach nicht mehr da war und die Luft sich dahin drängte, wo
er gestanden hatte, und die Luft nahm seinen Platz ein, als
habe es ihn niemals gegeben, und so nahm er meine Hand und
ging mit mir hinüber zu den deutschen Lichtspielen. Wir schrit-
ten durch die leuchtende Pforte, gingen durch den vielver-
sprechenden hellen Gang, und Theseus kaufte zwei Logenplätze
an diesem seinem letzten Abend, an dem er in unserer Stadt war, in
drr er Seide verkauft hatte und Barchent und andere Gewebe,
und er setzte sich mit mir, einem Kind, das alles bestaunte
und zum erstenmal die Wirklichkeit in der Dunkelheit sah,
in dem kistenartigen Verschlag der Loge, ganz hinten im Saal,
und wir bewunderten bald einen großen, breiten, befehlenden Mann,
der Hindenburg hieß und tausend Russen oder auch hunderttau-
send Russen, fliehende insektengleiche graue Schwärme‚ in die
masurischen Sümpfe trieb, und eine Hand, eine Zauberhand,
erschien auf der luuchtenden Vorführfläche, hielt einen Stift
und zeichnete flink und begeistert den Kaiser mit Adlerhelm
und Adlerblick und im gezwirbelten gleichsam blitzenden Spitzen
des Bartes in eherner Wehr und mit Stulpenstiefeln, und er trat
mit diesen blank gewichsten sporengerüsteten Stulpenstiefeln
Wahrheit, das alles erklärende Geheimnis, das die Erwachsenen
mir eifersüchtig vorenthielten, und daß Theseus mich mit-
nehmen wollte, war das unverhoffte Glück, der entscheidende glückliche Zu-
fall der Märchen, es war die nur mir bestikmte und nie wiederkeh-
rende Gelegenheit, eingeweiht zu werden, und wenn ich auch
nocht Pastor Kochs theologisches Rüstzeug besaß, so fühlte ich
doch, daß ich die Frucht vom Baum der Erkenntnis essen würde,·
Theseus sagte zu meiner Mutter, so lassen Sie ihn doch mit mir sie solle mich doch mit ihm
gehen, lassen, er fühle ver sich einsam, es ist sei mein letzter Abend. ich ? habe meine Einberufung
bekommen, und meine Mutter sah blickte ihn an, und ich weiß nicht,
ob sie sah, wie er vor ihr stehend verschwand, sich auflöste,
einfach nicht mehr da war und die Luft sich dahin drängte, wo
er gestanden hatte, und die Luft nahm seinen Platz ein, als
habe es ihn niemals gegeben, und so nahm er meine Hand und
ging mit mir hinüber zu den deutschen Lichtspielen. Wir schrit-
ten durch die leuchtende Pforte, gingen durch den vielver-
sprechenden hellen Gang, und Theseus kaufte zwei Logenplätze
an diesem seinem letzten Abend, an dem er in unserer Stadt war, in
drr er Seide verkauft hatte und Barchent und andere Gewebe,
und er setzte sich mit mir, einem Kind, das alles bestaunte
und zum erstenmal die Wirklichkeit in der Dunkelheit sah,
in dem kistenartigen Verschlag der Loge, ganz hinten im Saal,
und wir bewunderten bald einen großen, breiten, befehlenden Mann,
der Hindenburg hieß und tausend Russen oder auch hunderttau-
send Russen, fliehende insektengleiche graue Schwärme‚ in die
masurischen Sümpfe trieb, und eine Hand, eine Zauberhand,
erschien auf der luuchtenden Vorführfläche, hielt einen Stift
und zeichnete flink und begeistert den Kaiser mit Adlerhelm
und Adlerblick und im gezwirbelten gleichsam blitzenden Spitzen
des Bartes in eherner Wehr und mit Stulpenstiefeln, und er trat
mit diesen blank gewichsten sporengerüsteten Stulpenstiefeln