Satzvorlage Seite 032

Satzvorlage für "Jugend" aus dem Siegfried Unseld Archiv (SUA) im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Archivmappe
Satzvorlage
Absolute Datierung
-
Zuordnung
21
Kopie
nein
Durchschlag
nein
32
Ich stand am Fenster des Krankenreviers. Es war ein Traum,
den ich erlebte, aber ich traute den Träumen nicht mehr. Jeden
Augenblick konnte ich in die erbärmliche Wirklichkeit zurück-
fallen, konnte das Gekläff der Höllenhunde mich anspringen,
Verkaufte, Versklavte wie ich, die aber des Dienstes Möglich-
keiten schon wollüstig empfanden, die sich angebiedert, die
sich gebückt, sich ausgezeichnet hatten, die sich den Wasfen-
rock oder den grauen Arbeitsdrillich mit Baumwollschnüren
dekorieren ließen, eine schwarzweise Schnur für den Kompanie-
führer, eine gelbe für den Saalaufseher und den Schulterknopf
für den Korporalschaftsersten, meine Kamaraden, sie rißen
rissen uns auf dem Schlaf, sie warfen uns aus den Betten, mich
brauchten sie nicht zu jagen, ich bangte in der Nacht ihrem
Geschrei entgegen, ich hatte den Morgen grauen sehen, wie er
kalt über die Reihen der Betten kor kroch, Morgenrot zum frühen
Tod, ein beliebtes Lied, und marsch in den Waschsaal, marsch zu den Latrinen,
eine getriebene Herde, Schar am Ende das Schlachthaus wie für alle Herden, eine alte
Walze, die ratteere, Meldungen, die nichts sagten, wurden er-
statten und gnädig entgegengenommen, Kaffee wurde nicht ge-
trunken, eine angebrannt riechende schwarze Brühe wurde gefaßt,
Kartoffelbrot und Rübenmarmelade heißhungrig verschlungen, das