Satzvorlage Seite 030

Satzvorlage für "Jugend" aus dem Siegfried Unseld Archiv (SUA) im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Archivmappe
Satzvorlage
Absolute Datierung
-
Zuordnung
20
Kopie
nein
Durchschlag
nein
30
Ich blickte auf den Kasernenhof, ich sah auf den Kasernen-
hof hinunter, ich fand ihn leer, ein kahles Rechteck, die
von Stiefeln geebnete öde Strammstehen und Stechschritt gestampfte wüste Fläche zwischen den Ziegelbauten
der Unterkünfte. Der Hof lag verschreckt. Die Soldaten hatten ihn verlassen, Regen und Wind
hatten ihn besucht. heimgesucht. Seit Tagen schon. Der Hof war sau-
ber. Er glänzte wie frisch gewaschen. Ich schmeckte die ungewähn-
liche Stille, ich kaute sie, Watte, polsternde blähende
stopfenden wollweiche Knäuel, mit einem Betäubungsmittel
betupft, mit von einem Erregungsstoff getränkt. Glocken hätten
läuten sollen. Ein das Tedeum klingen, ein neues Leben; beginnen; doch lelbst die Klingel
schwiegen. Ich hatte den Exerzierplatz noch nie so fried- sam
lich gesehen, ohne Gebrüll, ohne Gewalt, ohne Angst, so
ganz ohne einen erniedrigten Menschen, der befahl oder dem
befohlen wurde, allenfalls in der Nacht, bei Monsschein,
aber in der Nacht hätte ich nicht gewagt, an das Fenster
zu treten, ich hätte den Platz nicht betrachten dürfen, ich
hatte zu schlafen, auch wenn ich nicht schlief und mich
fürchtete, graulte und der Platz wäre selbst dann nicht unbegangen
gewesen, die Wachen hätten ihn abgeschritten, wie hatte ich
in unendlich vielen Stungen w gespannt, wie klopfte mein Herz, ihrem gerüsteten Tritt gelauscht,
die runden bis zum Morgen gezählt, ich wußte die Männer