Ich wusste nicht, ob die Mädchen so aussahen, wie sie auf den
Bildern aussahen. Sie hatten nichts. Es beunruhigte mich, dass
die Mädchen nichts hatten. Ich liebte sie nicht. Ich hasste die Mädchen nicht. Ich streifte
mein Hemd ab. Es war mein einziges Hemd, zerrissen uns schmut-
zig, und ich trug es nicht nur in der Nacht, ich hatte es auch
am Tag an. Wir hatten auch eine Küche. Sie war nebenan. der Kammer Ich lief
barfuss über den Ziegelboden der Küche. Ich spürte unter meinen
nackten Sohlen den Ziegelstein kalt, ausgehöhlt und sanft, der
Setin Stein schmeichelte meinen Füssen, ich hörte, während ich über den
Küchenstein lief, wie die Mäuse über den gemauerten kalten Herd
huschten und sich im Reisig versteckten, das ich im Wald gesam-
melt hatte, und ich dachte, warum fürchten sie sich vor mir,
und warum bleiben sie bei uns, sie finden nichts, und ich öffnete
die Tür von der Küche zum Hof und lauschte dem Hof und de5 Nacht.
Die Nacht war still. Im Vorderhaus brannte ein einsames, ein
ungefährliches Licht im Fenster des Pantoffelmachers. Er zog noch
den kräftigen Faden durch den dicken Filz, er tat es in Heimar-
beit, es brachte ihm nichts, oder er hatte die Bibel aufgeschla-
gen, weil er alt war und den Tod fürchtete, trotz der Heimarbeit,
und mir jubelten Engel, es war froststerrer Januar, ich lief
nackt über den knirschenden Schnee, ich hing mich nackt an
die alte Teppichstange vor der Küchentür, ich zog mich nackt hoch, ein Klimm= zug, zwei Klimmzüge, drei,
ich hörte von Nebenhof den Hund des Schlächters, der weinte,
weil er sich fürchtete, wie der Pantoffelmacher sich fürchtete,
und weinte leise, weil er noch mehr als den Tod seinen Herrn fürch-
tete, den Schlächter Hergedum, der ohne sein rechtes Bein und
was man sonst noch munkelte aus dem Krieg von zurückgekommen war
und nun sein Bein und alles sonst von seiner Frau, von seinem
Bildern aussahen. Sie hatten nichts. Es beunruhigte mich, dass
die Mädchen nichts hatten. Ich liebte sie nicht. Ich hasste die Mädchen nicht. Ich streifte
mein Hemd ab. Es war mein einziges Hemd, zerrissen uns schmut-
zig, und ich trug es nicht nur in der Nacht, ich hatte es auch
am Tag an. Wir hatten auch eine Küche. Sie war nebenan. der Kammer Ich lief
barfuss über den Ziegelboden der Küche. Ich spürte unter meinen
nackten Sohlen den Ziegelstein kalt, ausgehöhlt und sanft, der
Setin Stein schmeichelte meinen Füssen, ich hörte, während ich über den
Küchenstein lief, wie die Mäuse über den gemauerten kalten Herd
huschten und sich im Reisig versteckten, das ich im Wald gesam-
melt hatte, und ich dachte, warum fürchten sie sich vor mir,
und warum bleiben sie bei uns, sie finden nichts, und ich öffnete
die Tür von der Küche zum Hof und lauschte dem Hof und de5 Nacht.
Die Nacht war still. Im Vorderhaus brannte ein einsames, ein
ungefährliches Licht im Fenster des Pantoffelmachers. Er zog noch
den kräftigen Faden durch den dicken Filz, er tat es in Heimar-
beit, es brachte ihm nichts, oder er hatte die Bibel aufgeschla-
gen, weil er alt war und den Tod fürchtete, trotz der Heimarbeit,
und mir jubelten Engel, es war froststerrer Januar, ich lief
nackt über den knirschenden Schnee, ich hing mich nackt an
die alte Teppichstange vor der Küchentür, ich zog mich nackt hoch, ein Klimm= zug, zwei Klimmzüge, drei,
ich hörte von Nebenhof den Hund des Schlächters, der weinte,
weil er sich fürchtete, wie der Pantoffelmacher sich fürchtete,
und weinte leise, weil er noch mehr als den Tod seinen Herrn fürch-
tete, den Schlächter Hergedum, der ohne sein rechtes Bein und
was man sonst noch munkelte aus dem Krieg von zurückgekommen war
und nun sein Bein und alles sonst von seiner Frau, von seinem