22.6.1962
der Bart sträubt sich über dem törichten Mund, er richtet
sich nach der Majestät oder den Katern, die Windroten die
schnapsroten Backen wappen über den blauen Uniformkragen,
der Leib ist ein freundlicher Hafersack. Ja dieser Leib
ach dieser Hafersack! Das Seitengewehr wurde aufgepflanzt,
auf dem Exerzierplatz lernte man bajonettieren, der Sack
galt für den Leib, der Kampf Mann gegen Mann und das Weiss
im Auge des Gegners. Manchmal träumt Möhrich, er ist der
Sack. Alles hat seine Ordnung. Die Gaslaterne, schwarzes
Schmiedeeisen düsteree Rabe, wie ein Galgen an das Haus ge-
schraubt. Die alte Strassenpumpe aus morschem Holz ist nicht
gestohlen, der Spülstein nicht beschmutzt. Kein Unfug im
Revier. Brave Bürger. Fleissige Untertanen. Des Schusters
Kugel ist zugedeckt, der Tisch des Schneiders hosenboden-
blank. In Schüttes Grünkramkeller keimen die Kartoffeln,
umschlingen mit bleichen Armen die Runzelrübe. Der Herr
Bürgerschullehrer schwört auf den Ernst des Lebens, das
Kindsein ist auszurotten. Frau Kapitän verwitwet in dicken
Federbetten wie unter hohen Wogen. Wo mag der Kapitän ge-
blieben sein? O, im Silberrahmen auf der Kommode gegen ein
Schnörkelsäulchen gestützt die Hand auf ein Häkeldeckchen
gelegt: chinesische Taifune, gelbe Drachen. Auch der Küster
von St. Nicolai ist ein sehr ernster Mann, schwarzer Geh-
rock, schwarze Kravatte. Ist auch sein Taschentuch schwarz?
Winkt er? Was sagt der Himmel? Der Küster blickt zum hohen
Turm hinauf. Von der See kommen die Wetter. Der Blitz trifft
jeden, der sich vermessen erhebt. St. Nicolai wirft einen
schweren Schatten in die Hunnenstrasse. Die Betrunkenen
kommen erst später.
der Bart sträubt sich über dem törichten Mund, er richtet
sich nach der Majestät oder den Katern, die Windroten die
schnapsroten Backen wappen über den blauen Uniformkragen,
der Leib ist ein freundlicher Hafersack. Ja dieser Leib
ach dieser Hafersack! Das Seitengewehr wurde aufgepflanzt,
auf dem Exerzierplatz lernte man bajonettieren, der Sack
galt für den Leib, der Kampf Mann gegen Mann und das Weiss
im Auge des Gegners. Manchmal träumt Möhrich, er ist der
Sack. Alles hat seine Ordnung. Die Gaslaterne, schwarzes
Schmiedeeisen düsteree Rabe, wie ein Galgen an das Haus ge-
schraubt. Die alte Strassenpumpe aus morschem Holz ist nicht
gestohlen, der Spülstein nicht beschmutzt. Kein Unfug im
Revier. Brave Bürger. Fleissige Untertanen. Des Schusters
Kugel ist zugedeckt, der Tisch des Schneiders hosenboden-
blank. In Schüttes Grünkramkeller keimen die Kartoffeln,
umschlingen mit bleichen Armen die Runzelrübe. Der Herr
Bürgerschullehrer schwört auf den Ernst des Lebens, das
Kindsein ist auszurotten. Frau Kapitän verwitwet in dicken
Federbetten wie unter hohen Wogen. Wo mag der Kapitän ge-
blieben sein? O, im Silberrahmen auf der Kommode gegen ein
Schnörkelsäulchen gestützt die Hand auf ein Häkeldeckchen
gelegt: chinesische Taifune, gelbe Drachen. Auch der Küster
von St. Nicolai ist ein sehr ernster Mann, schwarzer Geh-
rock, schwarze Kravatte. Ist auch sein Taschentuch schwarz?
Winkt er? Was sagt der Himmel? Der Küster blickt zum hohen
Turm hinauf. Von der See kommen die Wetter. Der Blitz trifft
jeden, der sich vermessen erhebt. St. Nicolai wirft einen
schweren Schatten in die Hunnenstrasse. Die Betrunkenen
kommen erst später.