Ich sage, sie fürchtete die Schlangen. Sie sah sie im
brakigen Gras, wenn wir zum alten Gut gingen, die tückischen
Ottern des Rosentals. Aber wird man mich verstehen? Ich kann
nicht zugeben, daß es gleichgültig wäre, ob mich keiner ver-
steht oder einer, der natürlich wichtig wäre und meine Be-
mühung nicht ganz vergeblich sein ließe, wenn ich auch selber
nicht weiß, ob ich etwas verstanden habe oder überhaupt etwas
zu verstehen war. Es ereignete sich etwas, und es ereignet
sich ja immer etwas und unendlich viel, es war einmal und
wird so weiter gehen, das ist unübersehbar, aber dies betraf
mich, nicht andere, obwohl was andere betrifft zerschmettert auch mein
Leben verändert, oder ich beobachtete etwas, es ging vor,
ich habe es erlebt, ich bin Zeuge, es war ein Augenblick,
eine Sekunde, ich könnte annehmen, möchte hoffen, es war ein
wenn auch winziger Punkt in der Zeit, ein immerhin zu lokali-
sierendes Ereignis im All, und gleich ist es schon von der Tafel weggewischt, und
wäre nie gewesen, würde läge es nicht aufgespeichert in mir, in
dem Gedächtnis irgendeiner Zelle, die ermüden, krank, ausge-
merzt werden, veröden sterben kann, doch solange ich bin und denke,
die Gefahren überstehe, nicht den Verstand verliere, sind
Daten da, die hervorgezogen, herbeigerufen werden können wie
auf den jetzt modernen und unhdemlichen Maschinen, die man
elektrische Gehirne nennt, da liegt die Erinnerung in einem
Kasten, Netz griffbereit, nur wehe, wenn ich den Schlüssel vdr-
loren tan legt habe, die Fähigkeit, den Mechanismus zu bedienen, wenn
ich die Taste nicht mehr finde, die Vergangenheit herbeiruft,
vielleicht konnte ich nie mit dem umgehen, mit dem mich die
Schöpfung ausstattete, und nur noch zufällig löst irgendeine
ungewollte Erregung das ein Bild aus dem Vorrat bewahrter doch
vergessener gleichgültiger Eindrücke und macht es lebendig, bedeutsam
wiederholt den längst vergangenen Augenblick, schafft ihn
neu, oder täuscht mich darin. Es ist, als betrachte man ich eine
alte Fotografie. Ich habe sie aufgenommen; vielleicht bin ich
auch aufgenommen worden. Es ist Mittag. Ein weißer flacher hoher
lichtloser Himmel. Graue [unleserlich] Schatten. Meine oder ihre Augen von
der unsichtbaren Sonne gequält. Ich marterte sie oder mich.
Oder was wollte ich? Ein Gesicht einwecken wie Obst für den
Winter, Fleisch für Notzeiten, und am Ende, nach Jahren, der
fade penetrante Geschmack der eisernen Ration und doch die Erdbeeren von
einst, der Geruch des Gartens, DasBeet an einem Sommermorgen
-2-
auch
auf mich
fällt
dabei
ei die
Sonne
eine
weisse
Wand
brakigen Gras, wenn wir zum alten Gut gingen, die tückischen
Ottern des Rosentals. Aber wird man mich verstehen? Ich kann
nicht zugeben, daß es gleichgültig wäre, ob mich keiner ver-
steht oder einer, der natürlich wichtig wäre und meine Be-
mühung nicht ganz vergeblich sein ließe, wenn ich auch selber
nicht weiß, ob ich etwas verstanden habe oder überhaupt etwas
zu verstehen war. Es ereignete sich etwas, und es ereignet
sich ja immer etwas und unendlich viel, es war einmal und
wird so weiter gehen, das ist unübersehbar, aber dies betraf
mich, nicht andere, obwohl was andere betrifft zerschmettert auch mein
Leben verändert, oder ich beobachtete etwas, es ging vor,
ich habe es erlebt, ich bin Zeuge, es war ein Augenblick,
eine Sekunde, ich könnte annehmen, möchte hoffen, es war ein
wenn auch winziger Punkt in der Zeit, ein immerhin zu lokali-
sierendes Ereignis im All, und gleich ist es schon von der Tafel weggewischt, und
wäre nie gewesen, würde läge es nicht aufgespeichert in mir, in
dem Gedächtnis irgendeiner Zelle, die ermüden, krank, ausge-
merzt werden, veröden sterben kann, doch solange ich bin und denke,
die Gefahren überstehe, nicht den Verstand verliere, sind
Daten da, die hervorgezogen, herbeigerufen werden können wie
auf den jetzt modernen und unhdemlichen Maschinen, die man
elektrische Gehirne nennt, da liegt die Erinnerung in einem
Kasten, Netz griffbereit, nur wehe, wenn ich den Schlüssel vdr-
loren tan legt habe, die Fähigkeit, den Mechanismus zu bedienen, wenn
ich die Taste nicht mehr finde, die Vergangenheit herbeiruft,
vielleicht konnte ich nie mit dem umgehen, mit dem mich die
Schöpfung ausstattete, und nur noch zufällig löst irgendeine
ungewollte Erregung das ein Bild aus dem Vorrat bewahrter doch
vergessener gleichgültiger Eindrücke und macht es lebendig, bedeutsam
wiederholt den längst vergangenen Augenblick, schafft ihn
neu, oder täuscht mich darin. Es ist, als betrachte man ich eine
alte Fotografie. Ich habe sie aufgenommen; vielleicht bin ich
auch aufgenommen worden. Es ist Mittag. Ein weißer flacher hoher
lichtloser Himmel. Graue [unleserlich] Schatten. Meine oder ihre Augen von
der unsichtbaren Sonne gequält. Ich marterte sie oder mich.
Oder was wollte ich? Ein Gesicht einwecken wie Obst für den
Winter, Fleisch für Notzeiten, und am Ende, nach Jahren, der
fade penetrante Geschmack der eisernen Ration und doch die Erdbeeren von
einst, der Geruch des Gartens, DasBeet an einem Sommermorgen
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auch
auf mich
fällt
dabei
ei die
Sonne
eine
weisse
Wand