6.6.1963
Der weltberühmte Verfasser, hier stockk ich schon. Wer ist
denn weltberühmt; wo ist er es, der weltberühmte? Kein Hund
bellt nach ihm in Teheran. Kein Löwe brüllt in der Steppe
oder der Menagerie, kein Gnu grunzt, niemand kennt seinen
Namen in Afrika, das man das schwarze nennt, in Asien, das
sie sich gelb vorstellen, in Amerika, das neu ist, zu schwei-
gen von all den weissen Flecken, den buntgekleideten und den
nackten Menschen, den Merr- und Land- und Luftungeheuern auf
Mercators oder Vissers Weltkarte. Doch wärs nicht nötig,
so fern zu schweifen. Wer kennt ihn hier, den Weltberühmten?
Kein Bauer, kein Tagelöhner, kein Offizier, kein Kaiser und
sein Hof, vielleicht kennt ihn der Schneider seiner Anzüge,
der Schuster seiner Schuhe, der Wirt seines Abendschoppens,
der Bäcjer seines Brots. Weltberühmt, eine wohlfeile Laudatio,
gängige Münze in der Gelehrtenrepublik. Die ist ein anrüchi-
ger Verein. Natürlich könnte er stolz sein auf die feine
Märthyrertafel: Sokrates, Bruno, Galilei. Er ist es aber nicht,
er lässt sichs entgehen. Wes Brot ich esse, des Lied ich
sinfe, Untertan ist er jeder Obrigkeit, dem Himmel gibt er,
was für den Himmel verlangt wird, der Rest für den Landes-
herrn. Also der weltberühmte Verfasser einer Geschichte der
hohen Werke. Was meint er nur? Den alten bewährten Katalog,
den Turm zu Babel, den Koloss von Rhodos, die Säule des Par-
thenon, den Dom in Rom, oder Michelangelo, Pitagoras, Coper-
nikus, Columbus, oder das Buch der Bücher, die Göttliche
Komödie, Goethe, Kloppstock, Kant oder das Dampfschiff, die
Eisenbahn, den papienischen Topf, die Leydener Flasche? Er
ist auch der hervorragende Hervorbringer einer erhebenden
Der weltberühmte Verfasser, hier stockk ich schon. Wer ist
denn weltberühmt; wo ist er es, der weltberühmte? Kein Hund
bellt nach ihm in Teheran. Kein Löwe brüllt in der Steppe
oder der Menagerie, kein Gnu grunzt, niemand kennt seinen
Namen in Afrika, das man das schwarze nennt, in Asien, das
sie sich gelb vorstellen, in Amerika, das neu ist, zu schwei-
gen von all den weissen Flecken, den buntgekleideten und den
nackten Menschen, den Merr- und Land- und Luftungeheuern auf
Mercators oder Vissers Weltkarte. Doch wärs nicht nötig,
so fern zu schweifen. Wer kennt ihn hier, den Weltberühmten?
Kein Bauer, kein Tagelöhner, kein Offizier, kein Kaiser und
sein Hof, vielleicht kennt ihn der Schneider seiner Anzüge,
der Schuster seiner Schuhe, der Wirt seines Abendschoppens,
der Bäcjer seines Brots. Weltberühmt, eine wohlfeile Laudatio,
gängige Münze in der Gelehrtenrepublik. Die ist ein anrüchi-
ger Verein. Natürlich könnte er stolz sein auf die feine
Märthyrertafel: Sokrates, Bruno, Galilei. Er ist es aber nicht,
er lässt sichs entgehen. Wes Brot ich esse, des Lied ich
sinfe, Untertan ist er jeder Obrigkeit, dem Himmel gibt er,
was für den Himmel verlangt wird, der Rest für den Landes-
herrn. Also der weltberühmte Verfasser einer Geschichte der
hohen Werke. Was meint er nur? Den alten bewährten Katalog,
den Turm zu Babel, den Koloss von Rhodos, die Säule des Par-
thenon, den Dom in Rom, oder Michelangelo, Pitagoras, Coper-
nikus, Columbus, oder das Buch der Bücher, die Göttliche
Komödie, Goethe, Kloppstock, Kant oder das Dampfschiff, die
Eisenbahn, den papienischen Topf, die Leydener Flasche? Er
ist auch der hervorragende Hervorbringer einer erhebenden
