den Verlust der Wohlanständigkeit, auf die Hingabe von Landbü
bürtertum und Besitz, und meine Mutter sah wie ins Pradies
durch die Einfahrt verbröckelnden Staubes, geformt durchfurcht von der
Ackerpferde müdem Huf, von der eisenbereiften knarrenden
Räder Rollen, vertrieben, vertrieben aus eingebildeter
Sicherheit und Stolz, doch ich fand nicht mehr den Garten
Eden, nichts zog mich an, und auf dem Rückweg gegen Abend,
Mücken hielten summenden Ball über den verworfenen Tümpel
salziger Nässe, hörte die Mutter es im verdorrten pestigen Gras
rascheln, "die Schlangen", erschrak sie, die tückischen Ottern
des Rosentals, sie eilte fort, der Himmel finsterte, über der Abdeckerei und Blitz
und Donner drohten der Stadt, zogen gegen die berühmte
Silhouette des romantischen Malers, wo waren die spielenden
Fohlen auf der Weide, wo die einsamen Männer, die traurig den Mond betrachten,
doch die Türme von Sankt Nicolai, von Sankt Jacobi und Sankt
Marien wuchteten, rotschwarze Gipfel, Wehre und unter ihnen lagen
die leeren Schiffe, die gebetlosen Hallen hinter ver-
schlossenen Türen, die ungeschmückten Altäre, die Kanzeln
schulmeisterlicher Prediger, der tote Aufstand vergessener
Gewissen, und in den Gassen ringsum roch es nach Abendbrot,
nach Bratflundern, nach geliertem Hornfisch mit grünen Grä-
ten, nach Angst, nach Enge, Niedertracht, missgünstiger Be-
obachtung des Nächsten, nach kleinbürgerlichem Stand,
nach dem Mensurblut der Studenten, nach Mädchenblut in
abgelegter versteckter Wäsche, nach der Desinfektion der Kliniken,
dem sauren Schweiss der Kranken, dem trüben dunklen Wahn der Irren, , der Todesfurcht,
dem faulenden Schlick des Wallgrabens, auf dessem Ufer un-
ter Weidengestrüpp die Liebenden sich heimlich umarmten,
und dann die Armut der Langen Reise und der Schule Demü-
tigung, wie hasste ich die Stadt und wünschte die Schlangen
herbei, eine gleitende Natter um jeden Pfosten, der ein Dach
trug, ein Bett und den Schlaf all der Gerechten stützte.
bürtertum und Besitz, und meine Mutter sah wie ins Pradies
durch die Einfahrt verbröckelnden Staubes, geformt durchfurcht von der
Ackerpferde müdem Huf, von der eisenbereiften knarrenden
Räder Rollen, vertrieben, vertrieben aus eingebildeter
Sicherheit und Stolz, doch ich fand nicht mehr den Garten
Eden, nichts zog mich an, und auf dem Rückweg gegen Abend,
Mücken hielten summenden Ball über den verworfenen Tümpel
salziger Nässe, hörte die Mutter es im verdorrten pestigen Gras
rascheln, "die Schlangen", erschrak sie, die tückischen Ottern
des Rosentals, sie eilte fort, der Himmel finsterte, über der Abdeckerei und Blitz
und Donner drohten der Stadt, zogen gegen die berühmte
Silhouette des romantischen Malers, wo waren die spielenden
Fohlen auf der Weide, wo die einsamen Männer, die traurig den Mond betrachten,
doch die Türme von Sankt Nicolai, von Sankt Jacobi und Sankt
Marien wuchteten, rotschwarze Gipfel, Wehre und unter ihnen lagen
die leeren Schiffe, die gebetlosen Hallen hinter ver-
schlossenen Türen, die ungeschmückten Altäre, die Kanzeln
schulmeisterlicher Prediger, der tote Aufstand vergessener
Gewissen, und in den Gassen ringsum roch es nach Abendbrot,
nach Bratflundern, nach geliertem Hornfisch mit grünen Grä-
ten, nach Angst, nach Enge, Niedertracht, missgünstiger Be-
obachtung des Nächsten, nach kleinbürgerlichem Stand,
nach dem Mensurblut der Studenten, nach Mädchenblut in
abgelegter versteckter Wäsche, nach der Desinfektion der Kliniken,
dem sauren Schweiss der Kranken, dem trüben dunklen Wahn der Irren, , der Todesfurcht,
dem faulenden Schlick des Wallgrabens, auf dessem Ufer un-
ter Weidengestrüpp die Liebenden sich heimlich umarmten,
und dann die Armut der Langen Reise und der Schule Demü-
tigung, wie hasste ich die Stadt und wünschte die Schlangen
herbei, eine gleitende Natter um jeden Pfosten, der ein Dach
trug, ein Bett und den Schlaf all der Gerechten stützte.