MID355-M024-048

Archivmappe
MID355-M024
Absolute Datierung
5.6.1962
Zuordnung
25
Kopie
nein
Durchschlag
nein
5.6.1962
Ich hatte den Krieg gewonnen, den Krieg von 1918, aber es
war ärgerlich, sich des Sieges zu freuen, wenn alle ande-
ren meinten, so viel verloren zu haben. Gewiss, man sah
solche, Arme, die ein Bein verloren hatten oder ein anderes
Glied oder das Gesicht und die Frauen hatten Söhne und
Männer und die Kinder Väter nicht wiedergesehen oder sie
hatten sie nie gesehen, und mancher hatte auch Besitz hin-
geben müssen oder gab ihn nun her, stückweise, das ererbte
Haus, die Brosche vom Sonntagskleid, den Witwenring, das
Münzgold war schon für Eisen gegeben, man hatte ein Dokument
an der Wand oder im Schrank verwahrt, der Kaiser bedankte
sich für das empfangene Gold, der Kronprinz bedankte sich,
Hindenburg, irgend ein Kanzler, nicht Bismarck, ein ande-
rer, die Unterschrift war unleserlich und keiner erinnerte
sich mehr, günstiger stand es um die gemalte Historie ei-
nes Fräulein von Schmettau, das Bild war im Tausch für
das Gold empfangen worden, eine junge Dame, die sich ihr
blondes Haar abgeschnitten hatte, hundert Jahre früher
und hundert Jahre Ergriffenheit, geopfert für das Vater-
land, das hungrige, das unersättliche, schon damals, auf
dem Altar des Vaterlandes, das war preussisch, sagte der
alte Lehrer und trug die Kette aus Eisen aus kleinen eiser-
nen Kreuzen statt der goldenen vom Grossvater uder von der
Einsegnung her tu Gott en sien Wurt geführt über den B auch,
der noch immer rund oder spitz war, wovon, von Wruken oder
vom Kleiebrot, zu schweigen von denen, die jammerten, die
Ehre verloren zu haben und, wenn man vom Weltlauf sprach,
grimmige Gesichter machten, während sie sonst sich wie