Satzvorlage Seite 082

Satzvorlage für "Jugend" aus dem Siegfried Unseld Archiv (SUA) im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Archivmappe
Satzvorlage
Absolute Datierung
-
Zuordnung
41
Kopie
nein
Durchschlag
nein
82
Fräulein von Lössin war hinten in der Loge, in der ich als
Kind mit Theseus gesessen und zugesehen hatte, wie man den
Feind schlug und in die Sümpfe trieb. Noch schämte ich mich
meiner Erniedrigung, versteckte mich, machte mich klein,
versuchte mit der Taschenlampe der Ariadne das Fräulein
von Lössin zu blenden und mich in Finsternis zu hüllen.
Ich wußte damals noch nicht, daß sie, von der ich annahm,
sie sonne sich im Glanz des Königs und des Krieges, an
einem Erschlagenen litt, verscharrt hinter einem Hünengrab
im Wald des verlorenen Gutes Lössin. Ich verfolgte sie beahrrlich,
doch nicht, weil sie im Geruch der Feme stand, ich folgte ging ihr
nach durch die Straßen, verbarg mich in Hauseinfahrten‚ nutzte
die Dämmerung; ich weiß nicht warum. Es berührte, es betraf
mich nicht, daß sie oder ihre Familie auf dem Gut waren,
das Gut besaßen, das nach den Erzählungen meiner Mutter
meiner Großmutter gehört hatte. Eine lange Zeit bildete ich
mir ein, das Feäulein von Lössin zu lieben, es gefiel mir,
ich empfand Liebe in meinem Bett, rettete das Fräulein aus
brennenden Scheunnn, gekippten Booten, Wunen im Eis, nahm sie
von durchgehenden Pferden, begehrte keinen Lohn, weder das
Gut noch sie, die verehrt wurde von den hochnäsigen Corps—